×

Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

mehr erfahren Sie hier

Chance auf Entdeckungen


Ganz gleich aus welchem Land der Erde wir stammen und welcher Religion wir uns zugehörig fühlen, steht es uns allen offen, die religiösen Orte zwischen Rhein und Erft für uns zu erkunden, innezuhalten und mehr über die Menschen und auch die Religion, die  

Chance auf Entdeckungen

Heimat, so hat es der Journalist Volker Schüler im Gespräch mit Laetitia Vitae einmal ausgedrückt, muss nicht unbedingt der Ort sein an dem man geboren wurde, ja selbst nicht der, an dem man aufgewachsen ist. Zu Hause, in der Heimat sozusagen, sei man da, wo man sich auskennt.

Eigentlich ist dieser Gedanke nicht nur schön, sondern auch tröstlich, gibt er doch allen die Möglichkeit ihr Umfeld, wo sie zur Zeit leben, wohnen und arbeiten als „Heimat“ begreifen und schätzen zu können, ganz gleich aus welchen Teilen Deutschlands oder der Welt sie ursprünglich stammen.

Doch wie kommt es dazu, dass man sich auskennt? Und was bedeutet „auskennen“ denn nun genau genommen? Dass man weiß, welchen Weg man optimaler Weise zur Arbeit nimmt? Bei welchem Bäcker es die krossesten Brötchen und bei welchem Metzger es die frischeste Wurst gibt? Oder meint „auskennen“ nicht noch etwas ganz Anderes? Nämlich das Verstehen von Landschaft und der Kultur, die aus ihr erwachsen ist? Wissen um die Menschen, die hier gelebt haben und deren Spuren wir auf die ein und andere Art folgen?

Landmarken weisen den Weg

Gerade in unbekannten Gegenden sind wir zwingend auf Wegweiser und Landmarken angewiesen, die uns bei der Orientierung helfen, sei es ein Berg, der sich in der Ferne erhebt, ein Kirchturm, der uns schon von weitem signalisiert, dass es bis zur nächsten Ortschaft nicht mehr allzu weit ist oder andere Hinweise. Doch steckt in vielen dieser kleinen und großen Baudenkmäler weitaus mehr als in einem einfachen Wegweiser, erzählen sie Geschichten von vergangenen Zeiten und geben Aufschluss über das Leben und Denken der Menschen, die lange vor uns hier, in unserer Heimat gelebt haben. Und sie erheben sich, gerade in einer doch recht ebenen Landschaft wie der unseren, sie laden zum Verweilen ein, zum Innehalten, vielleicht sogar zur Besinnung. Oft sind sie schon alt, ziemlich alt sogar und zeigen somit: Nicht alles ist gleich morgen wieder aus der Mode, aus vorbei und vergangen. Somit bieten sie, wenn auch nicht für die Ewigkeit, auch ein Stück Halt in einer rastlosen und sich immer schneller drehenden Welt.

Wissen und erkennen

Oft genug treibt Eile unsere Wege an und wir lassen uns wenig, meist zu wenig Zeit, um unsere Umgebung mit wachen Augen wahrzunehmen. Steht da tatsächlich eine Figur auf der Brücke der Bergheimer Fußgängerzone und wenn ja, wen stellt sie dar? Oder die Heilige Christina gegenüber der Kirche in Pulheim-Stommeln, wer hat sie dort aufgestellt und warum? Unsere Heimat, genau der Landstrich zwischen Rhein und Erft, in der wir leben ist voll von „Hinterlassenschaften“ einer langen und reichen Kultur, doch um diesen wahrnehmen zu können, müssen wir um ihn wissen.

Den Reichtum sichtbar machen

Um die Vielzahl der religiösen Andachtstätten sichtbar und erfahrbar zu machen, hat der Rhein-Erft-Kreis auf Initiative von Landrat Werner Stump diese nun erfassen lassen und kam auf die erstaunliche Zahl von rund 400 Bilderstöcken, Wegkreuzen, Kapellen und anderen mehr, die Ausdruck über das Leben und Denken im Rheinischen Revier geben.

Eine kleine Auswahl hat der Kunsthistoriker Frank Kretschmar, der über viele Jahre seiner beruflichen Tätigkeit hin als Denkmalpfleger des LVR im Rheinland tätig war, nun im Buch „Religiöse Orte an Rhein und Erft“ zusammengestellt, um diese wieder mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Präsentation in der Bartholomäus-Kapelle

Gestern nun wurde das Buch, das im Bachem Verlag erschienen ist, in der Bartholomäuskapelle auf Gut Brockendorf, die durch den Vater des jetzigen Hofbesitzers, Karl-Josef Conzen, erst wieder aufgebaut wurde, vorgestellt. „Mein Vater“, so erzählte er, „war bis 1950 in russischer Kriegsgefangenenschaft. Aber schon während dieser Zeit nahm er sich vor »wenn du nach Hause kommst, dann wirst du dafür sorgen, dass die Kapelle wieder aufgebaut wird«.“ Rund 50 Jahre hat es gedauert, bis die Familie in Eigenleistung die zerstörte Andachtsstätte wieder hat aufbauen können, doch 2001 wurde sie vom damaligen Weihbischof neu eingesegnet und dient heute als wunderschöner Rahmen für kirchliche Familienfeiern wie Taufen oder Hochzeiten. Von außen ein schlicht weiß gekalkter Backsteinbau ist sie von innen ein wahres Schmuckstück.

Da sie sich in Privatbesitz befindet, dürfte eine spontane Besichtigung nicht in Frage kommen, aber wenn Sie des Weges kommen – auch das Wegkreuz ist durchaus einen zweiten Blick wert …

Zurückdenken und dankbar sein

Oft aus Dankbarkeit oder als Erinnerung an einen Unglücksfall errichtet, erzählen Bilderstöcke, Wegkreuze und Kapellen auch ihre ganz eigenen Geschichten. „Liest man zum Beispiel auf einem Wegkreuz, das dieses als Erinnerung an einen vom Blitz erschlagenen errichtet wurde“, so Landrat Werner Stump im Rahmen der Buchvorstellung, „und schaut man selbst in den strahlend blauen Himmel, so kann man schon Dankbarkeit darüber empfinden, dass man selbst noch wohlbehalten und vom Schicksal verschont geblieben ist.“

Entdecken und verstehen

Ganz gleich aus welchem Land der Erde wir stammen und welcher Religion wir uns zugehörig fühlen, steht es uns allen offen, die religiösen Orte zwischen Rhein und Erft für uns zu erkunden, innezuhalten und mehr über die Menschen und auch die Religion, die unsere Heimat geprägt und zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Somit steht uns allen die Möglichkeit offen, hier anzukommen, Land und Leute kennenzulernen und zu verstehen, um am Ende zu sagen: „Heimat ist, wo ich mich auskenne und hier ist meine Heimat.“

Fotos: DWW



Artikel empfehlen: