×

Wau Wau!



Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

mehr erfahren Sie hier

Der Kreis, in dem wir leben


Aber mal ganz unverbindlich einen Blick auf die Ausstellung „Von der preussischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung“ zu werfen, tut nicht nur nicht weh, sondern ist einfach nur unterhaltsam. Und wenn Sie ganz viel Glück haben, dann ...  

Der Kreis, in dem wir leben

Puh, manchmal stehe ich mir selbst im Weg. Noch bevor ich die erste Zeile zu Papier gebracht habe, frage ich mich, ob Sie das, worüber heute berichtet werden soll, überhaupt interessiert. Immerhin arbeiten nur rund 11 % der Erwerbstätigen im Öffentlichen Dienst, während wir anderen eben was Anderes machen und es fraglich ist, ob wir uns wirklich so brennend für Verwaltung interessieren. Überdies ist die Geschichte auch noch kompliziert, aber am Ende, Sie werden staunen, doch noch interessant.

Geht mich das was an?

Auf den ersten Blick scheint es, dass wir relativ wenig mit unserer öffentlichen Verwaltung zu tun haben. So ein Personalausweis „hält“ in der Regel so seine zehn Jahre, umziehen tun wir ja auch nicht sooo oft, als dass wir uns ab- und anmelden müssten und unser Auto wechseln wir im Schnitt auch nur alle sieben Jahre. Kurz und gut, so besehen haben wir wenig Berührungspunkte mit „unserer“ Verwaltung, denn dass „der Rest“ reibungslos läuft, unsere Kinder in die Schule gehen und im Falle eines Falles die Feuerwehr ausrückt, ist doch irgendwie selbstverständlich und nicht des Nachdenkens wert, oder??? Aber vielleicht gehen Sie ja hin und wieder auch mal ins Theater, treiben Sport oder benutzen den öffentlichen Nahverkehr – alles Angebote, um die sich unsere Stadt- oder Kreisverwaltung kümmert.

Wer und was bestimmen wir

Bekanntermaßen ist das Gras auf der anderen Seite des Zauns ja immer grüner und gemäß dieser Regel läuft es in anderen Städten auch immer „besser“ als bei uns. Aber mal ganz abgesehen von der Frage, ob das tatsächlich so ist oder nicht, wir wählen unsere Ratsfrauen und –herren und auch den obersten Verwaltungschef, den Bürgermeister, die Kreistagsabgeordneten und den Landrat.

So besehen kann die „kommunale Selbstverwaltung“ wie es im Amtsdeutsch so schön heißt –auf ein richtig lange Tradition zurückblicken, denn das Prinzip galt auch bei unseren Vorfahren den Germanen, die eben auch von Dorf zu Dorf und von Fall zu Fall entschieden was zu tun oder zu lassen ist.

Irgendwie kam es dann aber doch anders – erst das mittelalterliche Lehnswesen, dann die Entwicklung hin zur absolutistischen Herrschaft und aus war es mit Selbstbestimmung und Bürgerrechten, nicht jedoch mit der „Regelungswut“. Werfen Sie mal einen Blick in Kleiderordnungen der frühmodernen „Polizey- und Wohlfahrtsstaaten“ – da hören Sie nicht nur einen Schimmel, sondern deren gleich ganze Herden wiehern …

Vermutlich wäre das noch ziemlich lange so weitergegangen, hätten sich die Franzosen nicht eine Revolution „gegönnt“ und hätte Napoleon nicht selbst die so militärisch gestimmten Preußen besiegt. So aber blieb dem preußischen Staat im Nachgang des Tilsiter Friedens nichts Anderes übrig, als über tiefgreifende Reformen nachzudenken und sich sozusagen völlig neu aufzustellen.

Vom Bürgersinn und preußischer Verwaltung

Natürlich ging es auch hier ums liebe Geld. Ohne eine ordentliche Verwaltung fehlte einfach der Überblick, was man wo an Steuern zu erwarten hatte, aber wir wollen gerecht bleiben: Zentrale Überlegung der preußischen Reformen war dann doch die Entwicklung und Stärkung des Bürgersinns, also den Staat als solchen nicht nur positiv zu betrachten und sich für ihn einzusetzen, sondern auch die Bereitschaft sich für Rechtlichkeit und das Allgemeinwohl einzusetzen. Ein Faktum übrigens, das nicht nur auf Beamte beschränkt war.

Wie wir wurden was wir sind

Tja und dann war da diese unselige Hochzeit von Anno 1816 als die Rheinlande an Preußen fielen. Aber davon haben wir schon berichtet. Jedenfalls zog mit den Preußen das ein, was sie sich unter „Zucht und Ordnung“ vorstellten und die ganze Region wurde in eigene Verwaltungsbezirke, die Kreise, eingeteilt. Bis heute ist das ein ziemlich langer und verschlungener Weg und mehr als einmal hat man sozusagen die „Rolle rückwärts“ geprobt, Reformen angestoßen und dann doch wieder rückgängig gemacht. Und wie gesagt, wer sich jetzt in unseren Verwaltungsstrukturen nicht ganz so gut auskennt, für den mag das Ganze irgendwo zwischen kniffelig und undurchschaubar angesiedelt sein.

200 Jahre und 26 Rollups

Das haben sich wahrscheinlich auch die Mitarbeiter der Kreisarchive gedacht und sich an die Arbeit gemacht, uns auf 26 Rollups und einer Schautafel die zweihundertjährige Verwaltungsgeschichte unserer Heimat in Wort und Bild komprimiert, verständlich und trotzdem noch spannend nahezubringen. 200 Jahre im Schnelldurchlauf für den groben Überblick sozusagen.

Muss uns das interessieren?

Ja, ich finde, es muss. Vielleicht gerade auch weil meine Affinität zur Verwaltung und zum Verwalten relativ gering ist, bin ich ziemlich dankbar, dass andere da eine andere Einstellung haben und diese Aufgaben für mich und für Sie übernehmen. Sicher muss man nicht jedes Mal ein Dankgebet gen Himmel schicken, nur weil die Mülltonne mal wieder regelmäßig geleert wurde, aber vielleicht sollten wir uns schon einmal bewusst machen, dass Selbstverständlichkeiten eben genau das nicht sind, sondern dass es lange gebraucht hat, bis sie es wurden.

Ein guter Grund

Ich bin ja ganz ehrlich. So wenig ich es mit Verwalten habe, so wenig eben auch mit Ämtern. Irgendwie scheinen die Klügeren und Organisierteren immer auf der anderen Seite des Schreibtischs zu sitzen und egal wie freundlich sie auch sein mögen, ich geh‘ da nicht gerne hin. Aber mal ganz unverbindlich einen Blick auf die Ausstellung „Von der preussischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung“ zu werfen, tut nicht nur nicht weh, sondern ist einfach nur unterhaltsam. Und wenn Sie ganz viel Glück haben, dann treffen Sie vielleicht Gabriele Mohr vom Kreisarchiv und mit noch viel mehr Glück hat die Dame einen Moment Zeit für Sie und erzählt Ihnen noch ein wenig aus der Geschichte unseres Kreises, vielleicht sogar die Geschichte wie Pulheim zum Strom kam …

Wenn nicht, dann tun wir das irgendwann – versprochen …

Fotos: LV



Artikel empfehlen: