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Eldorado liegt in Brauweiler


Und wenn Sie bisher steif und fest von sich sagen: „Kunst interessiert mich nicht“, dann sollten Sie genau aus diesem Grund den Weg in die Abtei wagen, sich auf Entdeckungsreise begeben und das Abenteuer wagen. Denn was hier geboten wird ist so vielfältig  

Eldorado liegt in Brauweiler

Xanado, Camelot, Atlantis oder Eldorado – sagenumwobene Orte voll von Träumen, Sehnsucht und Magie. Hier hoffen wir nicht nur aufgeahnte Reichtümer, sondern auch auf die Antworten auf alle unsere Fragen und die Erfüllung unserer Träume. Pech nur, dass niemand so ganz genau weiß, wo sie denn nun liegen, geschweige denn wie man dorthin kommt.

Ganz anders die Abtei in Brauweiler. Sie ist in jeder Karte und jedem Stadtplan verzeichnet und den Weg dorthin zu finden ist nun wirklich nicht allzu schwer. Kein magischer und sagenumwobener Ort also? Doch, ein kleines bisschen schon, denn an zwei Tagen im Jahr verwandelt sie sich, wird aus der ehemaligen Benediktinerabtei ein Ort an dem Träume zu Bildern und Skulpturen werden, wenn es heißt „Kunsttage Brauweiler“.

Ein Sommer voller Kultur

Viel Gutes lässt sich über den diesjährigen Sommer zumindest aus wettertechnischer Perspektive bisher ja nicht sagen. Zu viel Regen und zu wenig Sonne schlagen auch den Fröhlichen unter uns langsam aber sicher aufs Gemüt. Damit sich das nicht am Ende auch noch auf die Hüften auswirkt, weil man in seiner Verzweiflung Trost in kalorienreichen Süßspeisen sucht, gibt es aber wenigstens ein Highlight im tristen Einerlei der Regenwolken, nämlich den Rheinischen Kultursommer, der in weiser Voraussicht zwischen dem 21. Juni und dem 23. September entlang der Rheinschiene rund 60 erstklassige und abwechslungsreiche Veranstaltungsformate unterschiedlichster Genres anbietet. Und Teil des anspruchsvollen Unterhaltungsprogramms sind eben auch die Brauweiler Kulturtage, ein Umstand, über den sich Engelbert Schmitz, Leiter des Kulturreferats Rhein-Erft-Kreis besonders freut, erhofft er sich doch davon noch weitere Resonanz für das Kunstevent in der Abtei.

„Kunst interessiert mich nicht“

Mit Kunst will es scheinen ist es wie mit dem Essen. Während man das eine (manchmal vielleicht sogar recht wagemutig) einfach kosten muss um herauszufinden wie und ob es schmeckt, sollte man sich einfach mal rantrauen an die Kunst. Und wenn Sie bisher steif und fest von sich sagen: „Kunst interessiert mich nicht“, dann sollten Sie genau aus diesem Grund den Weg in die Abtei wagen, sich auf Entdeckungsreise begeben und das Abenteuer wagen. Denn was hier geboten wird ist so vielfältig, teils witzig, teils überraschend, teils anrührend, dass es eigentlich unmöglich ist, am Ende nicht doch der Magie des einen oder anderen Werkes verfallen zu sein.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Vielleicht ist er nicht der Erste und sicher nicht der Einzige, der „Eat-Art-Objekte“ zum Thema seiner Werke macht. Einzigartig aber dürfte die feine Selbstironie sein, mit der Jürgen Holz seine Kunst präsentiert. Neben übergroßen Lebensmitteln und winzig kleinen Menschlein präsentiert er die genmanipulierte multieckige Erdbeere, bohrt Löcher in das Acrylglas und spickt es mit Cherrytomaten und Mini-Mozarella. „Ist das Kunst oder kann das weg?“ wurde während der Pressekonferenz, die der Eröffnung der Kunsttage voranging, schnell gewitzelt. „Kann weg, bis auf das Bild“, sprach er um sich verschmitzt lächelnd gleich die erste Mozarella-Tomate vom Bild zu pflücken …

Wenn aus Schrott Kunst wird …

Auf unserem Rundgang lernen wir auch Dieter Klein kennen. Auf unsere Frage, was er denn so mache, ob er male oder als Bildhauer tätig sei, antwortet er, dass er Schrottautos im Wald fotografiere. Wir stutzen, immerhin ist wahrscheinlich nicht nur in Deutschland das freie Entsorgen von Altlasten in der Natur streng verboten. „Stimmt“, meint er, „und weil das so ist, ist es auch nicht so einfach die passenden Stellen zu finden.“ Oft streift er monatelang durch die Wälder Frankreichs, Schwedens oder Amerikas immer auf der Suche nach dem Objekt der Begierde. „Irgendwann habe ich einen Tipp bekommen, dass es in Frankreich einen ehemaligen Autofriedhof gibt, der schon vor Ewigkeiten aufgegeben wurde“, erzählt er, „und nur mit Mühe ist es mir gelungen mit Charme und Überredungskunst ihn dann auch tatsächlich zu finden.“ Und dann heißt es warten, auf das richtige Licht, den richtigen Moment, die richtige Stimmung. „Wenn ich fündig geworden bin, bleibe ich oft Tage und mache immer wieder Fotos je nach Tageszeit, um dann am Ende ein einziges als wirklich gut auszuwählen.“ Was dabei herauskommt hat am Ende dann tatsächlich etwas Magisches an sich.

So grob und doch so zart

Auf den ersten Blick wirken die Köpfe, die Joachim Jurgelucks aus Holz schneidet, schlägt und ritzt, fast grob, so als hätte die Nachbearbeitung, das Schmirgeln und Polieren, vergessen oder hätte einfach keine Lust mehr dazu gehabt. Ob man, würde man mit dem Finger darüberstreichen, sich de ein und anderen Splitter einziehen. Und doch wirken seine Figuren gleichzeitig zart und berührend, scheinen einen anzuschauen und dann doch wieder nicht. Und wie sieht er selbst das? „… etwas Lebendiges, etwas Unklares und Veränderliches, was den Betrachter fragen reizt.“

Träume aus Papier und Schatten

Tief in den Gewölbekellern der Abtei bietet sich ein völlig anderes Bild. Wer den Weg nach unten findet betritt hier die Traumwelt der Luisa Kuhn: Hauchzarte Gebilde aus Papier, Garn und Holz scheinen fast frei im Raum zu schweben und werfen ihre Schatten an die Wand. Das ist nichts für den schnellen Blick, ein „Ah“ oder „Oh“, das braucht etwas Zeit, um ihre Skulpturenwelt Stück für Stück zu entdecken.

Und noch ein „magischer“ Ort

Erstmalig glänzen die Kunsttage noch durch eine „Zweigstelle“ in der St. Sebastianus-Kirche in Frechen-Königsdorf, die nach dem Neubau der Hildebold-Kirche ein wenig ins Hintertreffen geraten ist. In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Frechen und mit Unterstützung der Kirchengemeinde St. Sebastianus ist es gelungen, Kunst und Künstler zu finden, deren Werke einerseits im Kirchenraum wirken und andererseits auch hierher passen. Schon auf der der Kirche vorgelagerten Grünfläche weisen die großen aus Moniereisen gefertigten Skulpturen von Werner Bitzigeio aus Winterspelt in der Eifel darauf hin: Hier erwartet Sie etwas. Sechs Künstler sind es, die sich auf diesen etwas anderen Kunstraum eingelassen haben. Und Sie? Na, vielleicht ist ja Kunst doch einmal ein Anreiz sich die Kirche und ihre Schätze von innen anzuschauen …Und damit es einfach bleibt, verkehrt zwischen den Punkten Weiden-West, der Abtei und der Kirche auch ein Shuttle-Bus.

Immer noch nicht genug?

53 Künstler und unzählige Kunstwerke. Es ist uns nicht leichtgefallen aus der Fülle ein paar Beispiele als kleine „Appetizer“ herauszupicken. Wer trotzdem immer noch Hemmschwellen hat sich der Kunst, magisch oder nicht, zu nähern, den lockt aber vielleicht doch das Rahmenprogramm, das Engelbert Schmitz und sein Team sich für die diesjährigen Kunsttage erdacht und zusammengestellt haben, darunter das schon traditionelle Open-Air-Konzert am Samstagabend mit der Maryland-Jazz-Band Cologne rund um den Kulturpreisträger Doggy Hund, die Führungen am Samstag und Sonntag jeweils um 14.00 und 16.00 Uhr und vieles mehr.

Fotos: DWW



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