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50 Jahre und kein bisschen unmodern


Während die RWE am vergangenen Samstag für das Geburtstagskind eine große Party gab, wollen wir einmal schauen, was es überhaupt mit dem Strom auf sich hat und wie ein Braunkohlekraftwerk funktioniert.  

50 Jahre und kein bisschen unmodern

50 Jahre hat das Braunkohlenkraftwerk in Bergheim-Niederaußem nun auf dem Buckel oder sollten wir besser sagen auf dem Kühlturm? Während die RWE am vergangenen Samstag für das Geburtstagskind eine große Party gab, wollen wir einmal schauen, was es überhaupt mit dem Strom auf sich hat und wie ein Braunkohlekraftwerk funktioniert.

Ohne Strom ist alles nichts

Ein Klick auf den Lichtschalter und es wird hell, den Fernseher einschalten, die Waschmaschine bedienen, Lebensmittel im Kühlschrank lagern, der für gleichbleibend kühle Temperaturen sorgt … die Liste ließe sich nahezu unendlich fortsetzen, aber diese wenigen Beispiele mögen genügen um zu verdeutlichen: Strom ist für uns eine Selbstverständlichkeit, ohne ihn stände unser tägliches Leben nahezu still. Und wahrscheinlich weil das so ist, macht sich wohl kaum einer Gedanken (außer über die ständig steigenden Energiepreise) was es mit dem Strom auf sich hat, seit wann wir ihn nutzen und wo er herkommt.

Eine kleine Geschichte vom Strom

So soll der griechische Philosoph, Mathematiker und Astronom Thales von Milet bereits im 6. Jahrhundert vor Christus entdeckt haben, dass Bernstein, wurde er zuvor mit Tüchern gerieben, leichte Gegenstände anzieht. Entsprechend weist unser Begriff von der Elektrizität auf ihre antiken Wurzeln hin, denn Bernstein bezeichneten die Griechen als „elektron“. Dann passierte stromtechnisch gesehen über viele Jahrhunderte so gut wie nichts. Die technische Nutzung des elektrischen Stromes begann erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Telegrafie und der Entwicklung des ersten elektrischen Generators durch Werner von Siemens. Ab 1880 wuchs der der Strombedarf durch die Beleuchtung mit Bogen- und Glühlampen in der Öffentlichkeit und den ersten Privathaushalten immer mehr an und die Generatoren entwickelten sich zu Großmaschinen. Bereits 1882 wurden die ersten Kraftwerke gebaut, die damals noch mit Wasserturbinen oder Dampfmaschinen arbeiteten. Sie wurden jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Dampfturbinen ersetzt. Um den weiter steigenden Strombedarf decken zu können, wurde schon 1915 ein erstes Braunkohlenkraftwerk in Betrieb genommen. Damit der so gewonnene Strom überhaupt transportiert werden konnte, entstanden 1917 die ersten Hochspannungsleitungen.

Von Block A und B zu BoA

Nicht nur der auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges kontinuierlich steigende Strombedarf, auch die Tatsache, dass die Braunkohlekraftwerke „Fortuna“ I bis III quasi „auf der Kohle saßen“ machte den Bau von neuen Blöcken nötig. 1960 begann man deshalb mit dem Bau eines neuen Braunkohlekraftwerkes in Bergheim-Niederaußem, das zunächst als Fortuna IV bezeichnet wurde, notwendig. Nach dreijähriger Bauzeit gingen die beiden ersten Blöcke A und B, auch liebevoll als Anton und Berta bezeichnet, mit einer Nennleistung von 150 Megawatt ans Netz. Ihren runden Geburtstag haben die beiden nicht mehr erlebt, sie wurden zum 31.12.2012 stillgelegt.

Zwei Jahre später wurde „Cäsar“, also Block C, als damals modernste und größte Anlage zur Erzeugung von Strom aus Braunkohle in Betrieb genommen. Ihr folgten noch drei weitere Blöcke mit einer Nennleistung von jeweils 300 Megawatt bis 1974 mit „Gustav“ und „Heidi“ gleich zwei 600 Megawatt Blöcke an den Start gingen, so dass insgesamt 2.700 Megawatt Strom produziert werden konnten. Rund 30 Jahre später ging die erste Generation der sogenannten „BoA“-Kraftwerke an den Start. Der 2003 in Betrieb genommene Block BoA 1 verbrennt stündlich 847 Tonnen Braunkohle und erzeugt eine Leistung von rund 1.000 Megawatt. Damit kann der Strombedarf einer Großstadt wie zum Beispiel Köln in 265.000 Haushalten und der Industrie gedeckt werden.

Was dem innen sin Uhl …

„Was dem innen sin Uhl, ist dem anderen sin Nachtigall“ sagt der Volksmund so schön. Natürlich brauchen wir alle Strom und natürlich finden eine Menge Menschen Arbeit und somit Lohn und Brot in einem Kraftwerk. Auf Niederaußem bezogen heißt das, dass rund 700 Mitarbeiter dort beschäftigt sind. Dennoch bringt ein solches Kraftwerk in unmittelbarer Nachbarschaft natürlich auch Belastungen mit sich. Hier reagiert die Politik mit Umweltschutzauflagen, um die Emmissionswerte der Kraftwerke möglichst zu reduzieren. So wurde 1988 eine sogenannte Rauchgasentschwefelungsanlage in Betrieb genommen, die dafür sorgt, dass der im Rauchgas enthaltene Schwefel mit Kalk reagiert und als Gips ausfällt, der dann von der Bauindustrie weiterverarbeitet werden kann.

Und wie funktioniert das?

Wie gesagt: Ohne Strom läuft so gut wie nichts und fast jeder von uns hat schon einmal einen Blick auf die Braunkohleabbaugebiete geworfen oder die Kraftwerke gesehen. Doch, Hand auf’s Herz, wer weiß genau wie aus der Kohle der Strom gewonnen wird? Wir haben uns einmal schlau gemacht: Bei der Verbrennung der staubfein zermahlenen Kohle entsteht Wärme, die wiederum Wasser zu Wasserdampf erhitzt. Der so erzeugte Wasserdampf treibt eine Turbine an, die wiederum einen Generator antreibt, der dann den von uns benötigten Strom verbraucht. So die Kurzform.

Und was heißt jetzt nun „BoA“?

BoA ist die Abkürzung für „Braunkohlenkraftwerk mit optimierter Anlagentechnik“. Im Prinzip funktioniert BoA wie ein konventionelles Braunkohlekraftwerk, allerdings sorgen hier technische Neuerungen wie mehr Dampfdruck und weniger Wärmeverluste sowie einen geringeren Stromverbrauch für eine höhere Energieeffizienz. Während der Wirkungsgrad älterer Kraftwerke bei und 31 bis 35 Prozent liegt, erreichen die modernen Anlagen rund 43%.

Der Wind wird rauer

Zwar werden nach wie vor Millionen von Euros in Braunkohlekraftwerke und technologische Neuerungen investiert, um diese noch energieeffizienter und noch umweltverträglicher zu gestalten, doch geraten sie im Angesicht der Energiewende immer weiter unter Konkurrenzdruck, wie Mathias Hartung, der Vorstandsvorsitzende RWE Generation / RWE Power anlässlich der Feierstunde zum 50-jährigen Jubiläum deutlich zu verstehen gab. „Durch den Ausbau der Erneuerbaren schrumpft der Markt für konventionelle Kraftwerke. Der Stromkunde stellt wegen der steigenden staatlichen Abgaben und der auf alle umgelegten Kosten für die Erneuerbaren allerdings nur eine ständige Preissteigerung fest. Er spürt nichts davon, dass wegen des großen Angebots an Strom die Strompreise am Großhandelsmarkt stetig sinken. Unser Betriebsergebnis geht deshalb drastisch zurück.“ so Hartung wörtlich.

Große Party für’s Geburtstagskind

Doch trotz dieser durchaus skeptischen Beurteilung, es bleibt dabei: Runde Geburtstage und Jubiläen sind etwas Besonderes und sie wollen entsprechend gefeiert werden. Rund 2.000 Besucher kamen, um einmal einen Blick auf ihren „Nachbarn“ zu werfen und im Rahmen von Betriebsführungen einmal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, mit der Bimmelbahn eine Runde über das Gelände zu drehen oder mit dem Aufzug auf das gut 162 Meter Kesselhausdach zu fahren, von dem aus man bis nach Köln und Düsseldorf ins Land schauen kann. Auch viele Vereine aus der unmittelbaren Umgebung beteiligten sich an der Geburtstagsparty und gratuliertem dem Kraftwerk mit Tanzshows und Musik.

Last but not least geht unser Dankeschön an die Mario Heinemann für die tolle Glühbirne und an Florentine, die den Bernstein fotografiert hat, beide sind Mitglieder von www.pixelio.de, an die RWE, die aus ihrem Archiv die Bilder vom Kraftwerk Niederaussem vor 2013 zur Verfügung gestellt hat und natürlich auch an DWW, der wieder einmal die aktuellen Bilder für uns produziert hat. - Ohne Euch alle und Eure tolle Unterstützung wäre der Artikel nicht halb so gut geworden.



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