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De hill'je Zinte Märtes


Bald ist es wieder soweit und die Kinder werden wieder singend durch die Straßen ziehen. Zwar ist die Geschichte vom Heiligen Martin und der Mantelteilung hinlänglich bekannt, doch woher kommen all‘ die Traditionen?  

De hill'je Zinte Märtes

Bald ist es wieder soweit und die Kinder werden wieder, meist angeführt von einem berittenen Sankt Martin, singend durch die Straßen ziehen. Zwar ist die Geschichte vom Heiligen Martin und der Mantelteilung hinlänglich bekannt, doch woher kommen all‘ die Traditionen, die sich um das Lichterfest drehen?

Lecker, lecker, Weckmann

Der im Rheinland gebräuchliche Name „Weckmann“ lässt sich zunächst ganz einfach erklären: Als Weck oder Weckchen bezeichnet man hierzulande ein Gebäck aus süßem Hefeteig. Der „Mann“ kommt zum Weck, wenn der Teig in Form eines Mannes oder Männchens geformt wird. Soweit so einfach. Ursprünglich wurde der Weckmann erst zu Sankt Nikolaus ausgeteilt und gegessen. Dreht man die Tonpfeife um, so erinnert die Form einen Bischofsstab. Im Mittelalter wurden diese sogenannten Gebildebrote den Büßern und Kranken, die die Eucharistie nicht empfangen hatten, als Kommunionersatz verabreicht.

Auf die Frage aber, warum der Weckmann im westlichen Ruhrgebiet und im Rheinland zu Sankt Martin gegessen wird, konnten wir nicht abschließend klären, aber ein Biss in den süßen Kerl lässt vermuten, dass es einfach daran liegt, dass er einfach allzu lecker ist und man sich nicht noch einen guten Monat bis zum nächsten Festtag gedulden wollte.

Martinsfeuer und Lichterzüge

Zwar haben die Laternenumzüge größtenteils die Martinsfeuer abgelöst. Allgemein wird das Martinsfeuer als Symbol verstanden, das wie die gute Tat des Heiligen das Erbarmen Gottes in die Welt Licht in die Dunkelheit bringt. Möglicherweise liegen die Ursprünge des Martinfeuers auch in den Riten der germanischen Wintersonnwendfeier und des germanischen Erntedankfestes. Gleichzeitig wurde aber zu Sankt Martin die Ernte endgültig abgeschlossen und das vergangene Jahr somit symbolisch verbrannt: Das "Sommerverbrennen" sollte daran erinnern, dass ein Zeitabschnitt unwiederbringlich vergangen war. Andere Deutungen sprechen davon, dass die Lichterumzüge sich auf die Lichterprozession mit der der Leichnam des Heiligen mit einem Boot von Candes nach Tours überführt wurde, aber auch einen Hinweis auf ein liturgisches Vorbild: das Lucernarium, die Lichterprozession zur ersten Vesper des Vortages, wie sie an hohen Festtagen üblich war, haben wir bei unserer Recherche gefunden.

Heischegang und gripschen

An bestimmten Festtagen im Kirchenjahr war es früher üblich, dass Kinder und Arme organisiert um milde Gaben bitten durften. Diese organisierten Bitt- oder Bettelgänge wurden als Heischegänge bezeichnet und meist mit bestimmten Liedern verbunden. Meist wurde dann Gebildebrot, Obst, Nüsse, Süßigkeiten oder Geld als Almosen gegeben.

Das Wort „Gripschen“ stammt vom niederdeutschen "griepen" also greifen oder erhaschen. Schon in vorchristlicher Zeit galt der 11.11. als Erntefesttag, an dem Geschenke ausgegeben wurden. Wie so viele christliche Festtage wurde auch das Fest des barmherzigen Heiligen mit germanischen Traditionen zusammengelegt, um christliches Gedankengut in der Bevölkerung zu verankern.
Bis 1246 wurden auch die sogenannten „Martinspfennige“ in Mönchengladbach an das Kölner Stift St. Gereon, später an den Pfarrer, gezahlt und auch die Soldaten auf dem Liedberg in Korschenbroich erhielten an Martini 6 Taler und 12 Albi, um den Tag würdig zu feiern. Ein alter Beleg für das Gripschen der Kinder findet sich um 1525 in Köln: Hier zogen die Kinder am Vorabend von Martini singend von Tür zu Tür und erhielten, was vom Essen übrig geblieben war.

Sankt Martin, die Gänse, die Plejaden und die Zinsen

Gleich zwei verschiedene Legenden erzählen vom Verhältnis des heiligen Sankt Martin zu dem Federvieh. Die eine besagt, dass er sich, als er im Jahr 371 in der Stadt Tours von den Einwohnern zum Bischof ernannt werden sollte, weil er sich angeblich des Amtes unwürdig empfand, in einem Gänsestall versteckt habe, jedoch die aufgeregt schnatternden Gänse seine Anwesenheit verrieten und er das Bischofsamt annehmen musste. Eine andere spricht davon, dass ihr Geschnatter ihn während seiner Predigten störte und er befahl, sie schlachten zu lassen.


Etwas plausibler für die Tradition der Martinsgans mag folgende Erklärung sein: Bereits vor den Germanen und Römern hielten die Kelten Gänse als Haus- und Kulttiere. Die misstrauischen und wetterfühligen Vögel dienten ihnen das Jahr über als "Wachhunde". Da es jedoch schwierig war, die Tiere den Winter über zu füttern, schlachteten die Kelten die Herde bis auf ein Zuchtpaar. Dies geschah aus rituellen Gründen immer am 11. November, dem Tag, an dem das Sternbild der Plejaden an das nächtliche Firmament zurückkehrt, dem Tag, der für die keltischen Druiden als Winteranfang galt. Der Martinstag ist somit eine Art heidnisches Erntedankfest.

Mit dem Martinstag begann das auch für die Bauern das neue Wirtschaftsjahr: An das Gesinde wurden die Löhne bezahlt, Pachtverträge wurden geschlossen, Steuern und Zinsen wurden abgeführt, Knechte und Mägde konnten, wie an Lichtmess, den Dienstherrn wechseln. Zu Martini wurde das Vieh geschlachtet, das aus Kostengründen nicht den ganzen Winter hindurch gefüttert werden konnte: dazu gehörten die Gänse und so ergab sich der Brauch, am Martinstag, vor dem großen Fasten im Advent, Gänsebraten zu essen. Ebenso galt die Gans als bevorzugte Zinsbeigabe an den Grundherrn und auch Tribute wurden oft in Form von Gänsen bezahlt.

Jede Menge Lieder

Jede Menge Lieder ranken sich um das Lichterfest des heiligen Sankt Martin und an viele davon werden Sie sich sicher erinnern. Eines jedoch haben wir auf der Seite von Martin Schlu gefunden, das wir bisher nicht kannten, uns aber ausgesprochen gut gefallen hat:

Abends, wenn es dunkel wird

1. Abends, wenn es dunkel wird / und die Fledermaus schon schwirrt, / ziehn wir mit Laternen aus / in den Garten hinterm Haus. / Und im Auf- und Niederwallen / lassen wir das Lied erschallen: / Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne.

2. Plötzlich aus dem Wolkentor, / kommt der gute Mond hervor, /
wandelt seine Himmelsbahn / wie ein Haupt-Laternenmann. / Leuchtet bei dem Sterngefunkel / lieblich aus dem blauen Dunkel: / Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne.

3. Ei, nun gehen wir nach Haus, / blasen die Laternen aus, / lassen Mond und Sternelein / leuchten in der Nacht allein, / bis die Sonne wird erwachen, / alle Lampen auszumachen: Laterne, Laterne, / Sonne, Mond und Sterne.

„Abends, wenn es dunkel wird“, Melodie: Walter Twellmann, Text: Heinrich Seidel, von der CD 4427 „Martins- und Laternenlieder“ © Fidula-Verlag Boppard/Rhein

Fotos: Kirchenfenster, Laterne, Martinsfigur & Martinsreiter: Dieter Schütze; Gänse: Netti69, Martinsfeuer: Segovax; Weckmänner: S. Thomas; alle www.pixelio.de

 



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