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Viel los bei den „Nordlichtern“


Wer meint, dass der Stommelerbusch ein verschlafenes Nest ist, der irrt – und zwar gewaltig. Anders herum könnte man auch sagen: Klein, aber fein, denn wer sich auskennt, der weiß: Hier ist eine Menge los.  

Viel los bei den „Nordlichtern“

Zugegeben, wer nur den schnellen Durchflug durch den Stommelerbusch übt, der wird auf den ersten Blick enttäuscht sein vom Dorf im nördlichsten Zipfel des Rhein-Erft-Kreises. Nicht einmal eine Kneipe zum Einkehren gibt es hier und zumindest für Autofahrer verliert sich die Hahnenstraße nach dem Ortsausgang im Nirgendwo. Böse Zungen behaupten sogar, dass man hier nicht viel mehr unternehmen könne als Golfspielen und gut essen, denn auch, wenn der Stommelerbusch noch nicht einmal über einen Tante Emma-Laden verfügt, kann er doch mit gleich zwei Golfplätzen punkten und sowohl im Velder- wie auch im Lerchenhof kann man ausgezeichnet speisen und das im wahrsten Sinne des Wortes, wird das Restaurant Gut Lärchenhof unter Leitung von Küchenchef Bernd Stollenwerk doch immer wieder mit dem begehrten Michelinstern ausgezeichnet.

Es ist was los im Büsch

Doch wer nun meint, dass es sich bei dem rund 900-Seelen-Dorf um ein verschlafenes Nest handelt, der irrt – und zwar gewaltig. Anders herum könnte man auch sagen: Klein, aber fein, denn wer sich auskennt, geschweige denn hier wohnt, der weiß: Hier ist eine Menge los.

Seinen Anfang macht der Festreigen gleich zu Karneval, denn seit die „Jecken Böscher“ vor über zehn Jahren die Initiative ergriffen und für die kleine „Außenstelle“ des Mühlenortes Stommeln einen eigenen Karnevalszug organisierten, ist der „Zoch“ nicht mehr wegzudenken. Nicht nur, dass die Hahnenstraße dann von etlichen Schaulustigen aus dem Dorf und Umland gesäumt wird, auch die Häuser werden liebevoll karnevalistisch geschmückt, um die Jecken willkommen zu heißen und all‘ überall stehen Nachbarn und Freunde gemeinsam in ihren Vorgärten, um zu feiern, zu schunkeln und sich mit Kamelle und Schokolade bewerfen zu lassen. „Der Zoch hier ist vielleicht nicht der Längste, aber hier im Büsch sind die Jecken dafür besonders freigiebig“, wissen Eingeweihte zu erzählen und selbst für viele aus dem Umland ist der Zug ein fester Termin im Karnevalsreigen.

Im Herbst wird’s bunt

Nun kann man nicht behaupten, dass in den Sommermonaten nichts los sei im Busch, nur spielt sich das Leben dann eher hinter den Häusern in den Gärten ab. Kommt aber der Herbst über das Land, dann ist hier richtig was los. Bereits seit 1967 richtet der Verein „Fidele Böscher“ ein weit über die Grenzen des Dorfes hinaus bekannten und beliebten Erntedankzug jeweils am vierten Sonntag im September aus. Drei Tage kommen die Büscher dann aus dem Feiern nicht heraus. Nach der Krönung der Erntekönigin am Freitagabend steht der Samstag ganz im Zeichen von Geselligkeit, Musik und Tanz. Am Sonntagmorgen versammelt sich dann die Dorfgemeinschaft samt ihren Tieren im Festzelt, um nicht nur Dank für die Ernte bei einem Gottesdienst im Festzelt zum Ausdruck zu bringen, sondern auch ihre Tiere, egal, ob Hund, Katz, Maus, Hamster oder Federvieh segnen zu lassen. Seinen krönenden Abschluss findet das Erntedankfest dann am Sonntagnachmittag, wenn etliche Gruppen mit alten und neuen landwirtschaftlichen Geräten, Motivwagen und Pferdegespannen durch den Ort ziehen und Blumen, Obst und Gemüse an die Zuschauer verteilen. Traditionell fährt die Erntekönigin, in diesem Jahr Sylvia (Kleefisch) I. von den „Jecken Höhnern us Stommeln“ immer in der festlich geschmückten Kutsche am Ende des Zuges.

Möglich werden diese Feste, und das soll nicht unerwähnt bleiben, weil zwar der Stommelerbusch ein eigenständiger Ortsteil der Stadt ist, zwischen den Ortschaften Stommeln und Stommelerbusch aber ein reger Austausch besteht. So beteiligen sich die „Jecken Büscher“ regelmäßig an den Stommeler Festen, während die vielen Stommeler Vereine gern auch in den Stommelerbusch kommen. Ein gegenseitiges Engagement von dem beide Dörfer profitieren.

Das Fest der tollen Knolle

„Auch wenn die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe von ehemals rund 40 bis 45 auf fünf große Betriebe geschrumpft ist“, erzählt Heinz Abs von den Traktorfreunden Stommeln, „sind wir trotzdem eine bäuerlich geprägte Gegend. Kaum zu glauben, dass viele Kinder trotzdem meinen, dass die Kartoffeln aus dem Supermarkt kommen.“ Damit nicht nur die Kinder erfahren wie die tollen Knollen früher und heute angebaut und geerntet werden, richten die Fans der alten Landmaschinen, die sich das Jahr über nicht nur regelmäßig zum Stammtisch treffen, wo sich über ihre Leidenschaft für ihre alten Schätzchen austauschen und auch die ein und andere Ausfahrt miteinander machen, nun schon im vierten Jahr gemeinsam mit ihren Frauen das Kartoffelfest, das traditionell immer am Tag der Deutschen Einheit gefeiert wird, aus. Neben deftigen Köstlichkeiten wie Reibekuchen, Bratkartoffeln, Würstchen und Holzfällersteaks, werden dann die alten Maschinen herausgeholt, aufgeputzt und stolz präsentiert. Es brummt und knattert und Dieselgeruch liegt in der Luft, wenn der Kartoffelroder über den Acker fährt und die Kartoffeln dann eingesammelt werden können.

Und noch ein Fest im Jahreskreis

Bevor das Jahr im Stommelerbusch mit Weihnachten und den damit verbundenen familiären Festlichkeiten seinen Ausklang findet, wird in der Pfarrkirche Sankt Bruno immer am zweiten Mittwoch im November festlich die Hubertus-Messe, dem Schutzpatron der Jäger, begangen. Aber wenn Sie wissen möchten, wie es da zugeht, müssen Sie sich noch ein wenig gedulden. Einen ersten Vorgeschmack auf das, was einen dort erwartet, können Sie ab dem 15. Oktober in der neuen Geschichte aus der AIKA-Welt nachlesen, wenn es heißt „Ich werde fromm und gehe in die Kirche“. Und wenn Sie dann neugierig geworden sind: Kommen Sie doch vorbei, bei uns im Büsch …


Fotos: DWW



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