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Wenn die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat


Schon unzählige Male, gewiss nicht zuletzt anlässlich seines Abschieds als Landrat ist Werner Stump mit seinem Lebenswerk beschrieben und geehrt worden. Lassen Sie uns ein wenig davon erzählen, wie Werner Stump uns und unser Leben in der Region ...  

Wenn die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat

Im Vorwort zu seinem Buch „Mutige Frauen“ stellt Peter Braun die Frage nach den Ungekannten, den Ungenannten, all‘ den Menschen, denen die Geschichte keinen Platz einräumt, weil sie sich am Ende nur an die Sieger, selten aber an die Besiegten, die unzähligen Teilnehmer von Schlachten und Kriegen, wohl an die Politiker, selten aber an die Wähler erinnert.

Warum, werden Sie sich fragen, fangen wir unseren Bericht über die Verleihung des Ehrenrings des Rein-Erft-Kreises an Werner Stump, Landrat a.D., ausgerechnet mit dieser Überlegung an?

Wie viel Arbeit passt in ein Leben?

Schon unzählige Male, gewiss nicht zuletzt anlässlich seines Abschieds als Landrat ist Werner Stump mit seinem Lebenswerk beschrieben und geehrt worden. Das hat er sich zweifelsohne verdient, aber dennoch, statt nun wie ein gelehriger Deutschschüler eine Zusammenfassung der gestrigen, vom amtierenden Landrat Michael Kreuzberg gehaltenen Rede zu präsentieren und alle Stationen, Ämter und Initiativen noch einmal Revue passieren zu lassen, lassen Sie uns ein wenig davon erzählen, wie Werner Stump uns und unser Leben in der Region beeinflusst hat.

Sommergespräch mit einem Landrat

Das erste Mal persönlich begegnet sind wir Werner Stump erst im Sommer 2011 – anlässlich des traditionellen Sommergesprächs mit der Presse. Um Rückschau über das Erreichte und um Vorschau auf das Geplante ging es. Was uns irritierte, waren die Zeiträume in denen er dachte – zehn, zwanzig, dreißig Jahre. Da hätte einem schon die Frage durch den Kopf gehen können: „Ja, will der Mann denn ewig regieren?“ Nein, wohl kaum. Vielmehr – und das wurde immer wieder auch in den darauf folgenden Gesprächen und den von ihm in Auftrag gegebenen Leitbildern zu den unterschiedlichsten Lebensbereichen, egal ob Verkehr, Bildung oder demographische Entwicklung, deutlich – ging es ihm darum, nicht kleinteilig, nicht mit Blick auf die nächste Wahl, sondern mit Blick auf lange Sicht die Weichen zu stellen, im hier und jetzt Nachhaltigkeit auszuüben, vielleicht auch mit dem Gedanken im Hinterkopf „Enkel haften für ihre Großeltern“.

Neugier wecken, Heimat finden

„Heimat“ war für uns, die wir eigentlich nur durch Zufall und auf Umwegen den Weg in das, was damals noch Erftkreis hieß fanden, lange Zeit die Region rings um den Rheinkilometer 738 und es war uns egal, ob die Gegend sich nun Erftkreis oder später Rhein-Erft-Kreis nannte. Vier Wände und Dach mögen ein Zuhause sein, aber nicht unbedingt Heimat. Es war Werner Stump, der mit seinen Erzählungen von der Sophienhöhe, ihrer Geschichte und ihrem Potential, unsere Neugier weckte. Wo und vor allem was, bitte schön, ist denn die Sophienhöhe, fragten wir uns und begannen somit zum ersten Mal die nähere Umgebung zu erkunden. Und so verdanken wir einen unserer ersten „Reiseberichte“ in Laetitia Vitae eben ihm. Aber kann ein „Berg“ allein schon alles sein?

Wo man sich auskennt

Von RegioGrün, der Installation des EKOZET, dem Hochbegabtenzentrums in Brühl und nicht zuletzt vom Abschlussgottesdienst des Weltjugendtags auf dem Marienfeld war gestern die Rede. Geschenkt; hätte man auch all die „kleinen“ Projekte erwähnen wollen, nun, möglicherweise säßen wir noch immer in der Gymnicher Mühle und nicht hier am Schreibtisch um unseren Bericht zu schreiben.

Dabei sind es möglicherweise gerade die „kleinen“ Projekte, die es Menschen wie uns ermöglicht haben, hier nicht nur Arbeit und Wohnort, sondern eben ein echtes Zuhause gefunden zu haben oder wie es der Journalist Volker Schüler in einem Interview einmal sagte: „Heimat ist, wo man sich auskennt.“ Etliche Buchprojekte, die die Region zwischen Rhein und Erft erlebbar machen, Wissen vermitteln um das was war, hat Stump angestoßen, vorangetrieben und begleitet wie zum Beispiel „Religiöse Orte an Rhein und Erft“, das rund 400 Bilderstöcke, Wegkreuze und Kapellen mit ihrem Ursprung und ihrer Geschichte auflistet und somit die Menschen, ihre Geschichte und Kultur lebendig werden lässt und neugierig macht auf Entdeckungen gleich vor der eigenen Haustür.

Das pralle Leben

Nun ist es nicht so, dass sämtliche Kulturprojekte, Ausstellungen, Konzerte und Museen ihre Existenz Werner Stump zu verdanken haben, wohl aber der Umstand, dass vieles von dem, was unsere Region zu bieten hat und somit unsere Lebensqualität ausmacht, erst durch Kreisinitiativen wie zum Beispiel dem „Kulturentdecker Gutscheinbuch“ mit seinen 26 verschiedenen Kulturangeboten, angefangen vom Museum Rosengart in Bedburg-Rath bis zum Synagogenprojekt in Stommeln , herausgegeben vom Kulturreferat, in unser Bewusstsein gerückt sind und uns Grund genug sind, sagen zu können: „Bei uns ist es schön“.

Am Ende reden wir doch von Geld

In seinem Buch „Ehrlich & Söhne“ lässt Ewald Arenz den Bestattungsunternehmer Friedrich Ehrlich in einem Streitgespräch sagen: „Es gibt keine Erziehung ohne Herrschaft und wahrscheinlich ist auch deshalb kein Kommunismus möglich. Weil nämlich die eine Hälfte des Volkes dumm ist und die andere schlecht erzogen, aber beide wollen immer ein größeres Stück vom Kuchen, als ihnen bekommt.“

Nun ja, das mag zunächst überheblich oder gar zynisch klingen und überhaupt, was hat das mit Geld und einem ausgeglichenen Kreishaushalt zu tun?


Sicher wäre es schön, wenn der Kreis mehr „Wohltaten“ verteilen würde, würden die Busse öfter fahren oder mehr Dienstleistungen angeboten oder oder oder- irgendwie wünscht irgendwer immer „mehr“.

Andererseits – gilt es nicht Vorbild zu sein? Als Eltern wird uns das immer wieder schmerzlich bewusst – wir können von unseren Kindern nichts verlangen, was wir selbst nicht vorleben; können ihnen, auch wenn wir es gerne täten, nicht nur mit Blick auf die eigene Haushaltslage, sondern auch darauf, dass sie ja selbst später einmal mit dem endlichen Gut Geld haushalten müssen, nicht alles, was lockt auch kaufen. Läuft es nicht also am Ende auf eine Frage der Geisteshaltung und der Disziplin heraus, dass man nicht mehr ausgegeben kann als man in der Kasse hat, auch, wenn man sich damit möglicherweise nicht beliebt macht?

Reibung erzeugt Wärme

Es ist nicht allzu lange her, dass uns jemand ob unserer Klagen über die Schwierigkeiten mit der heranwachsenden Tochter zur Antwort gab: „Was wollt Ihr? Reibung erzeugt auch Wärme.“ Sicher, einfach ist der Umgang mit Menschen, die fest von ihren Plänen und Zielen überzeugt sind, nicht, aber haben wir nicht irgendwann gelernt, dass Wärme Energie ist? Möglicherweise Energie, um Dinge voranzutreiben? Und wo wären wir ohne die Visionäre, die Planer und eben auch die „Macher“?

„Wenn die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat“

Am Ende zitieren wir nun doch Michael Kreuzberg, pardon genau genommen Konrad Adenauer, der wiederum also von unserem jetzigen Landrat zitiert wurde: „Ehrungen, das ist, wenn die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat.“ Ja, nicht jeder mag mit Stump und seinen Idealen übereinstimmen und das ist auch gut so, denn wie gesagt – ohne Reibung keine Energie – aber trotzdem – es bleibt dabei: Dass ihm gestern der Ehrenring des Rhein-Erft-Kreises verliehen wurde, hat weniger etwas mit Liebenswürdigkeit, denn schlicht mit Gerechtigkeit zu tun oder – bemühen wir schlußendlich also auch noch Paulus von Tarsus „Ehre, dem die Ehre gebührt.“

Fotos: DWW



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