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Nur ein paar Blümchen reichen nicht (mehr)


Ging es also in den Anfängen eher darum das äußere Bild der Ortschaften zu verschönern, haben sich die Anforderungen längst gewandelt, denn gerade die ländlichen Räume stehen vor besonderen Herausforderungen. Nicht nur der fortschreitende Strukturwandel  

Nur ein paar Blümchen reichen nicht (mehr)

 „Hier auf'm Land, ist's hoffnungslos, da in der Stadt, da is' was los - Denk doch mal nach, dann siehst du's ein: Man muss in die Stadt, um "in" zu sein.“

Tja, dieser Meinung war wohl weiland nicht nur der Liedermacher Reinhard Mey von dem diese Zeilen stammen, sondern eben auch der damalige Präsident der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. Graf Lennart Bernadotte. Unter dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden" startete er 1961 die erste Initiative, um Dörfer und Anwesen zu verschönern. Dazu dienten vornehmlich die Ausstaffierung der Orte mit Grün- und Blumenschmuck sowie die Verbesserung der dörflichen Infrastruktur. Die Gemeinden sollten dem Komfort in der Stadt nicht mehr nachstehen und somit eine Abwanderung in den urbanen Raum verhindern.

Doch nicht im Westen der Republik, sondern auch im Osten wurde gepflanzt, geharkt, gestrichen und verschönert. Nur sich die Bürgerinitiative in ihrer schönsten dort „Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit“ nannte. Rund 110.000 Gemeinden haben bis heute an diesem Wettbewerb teilgenommen und ihn somit zu einer der größten Bürgerbewegungen in Europa gemacht.

Stellen wir uns den Herausforderungen

Ging es also in den Anfängen eher darum das äußere Bild der Ortschaften zu verschönern, haben sich die Anforderungen längst gewandelt, denn gerade die ländlichen Räume stehen vor besonderen Herausforderungen. Nicht nur der fortschreitende Strukturwandel in der Landwirtschaft, sondern auch demografische Veränderungen und der gesellschaftliche Wertewandel prägen seit Jahren das Leben im Dorf und auf dem Land.

Wie werden sich zum Beispiel Wohngebiete, die vor vielleicht 30 oder 40 Jahren als sogenannte „Neubausiedlungen“ von damals jungen Leuten mit kleinen Kindern bewohnt wurden in den nächsten Jahrzehnten entwickeln. Werden sie „einfach nur“ überaltern? Oder unter welchen Voraussetzungen kann ein altersgemischtes attraktives Miteinander von Jung und Alt geschaffen werden?

Aber bitte mit Zukunft

„Schön ist schön, reicht aber nicht“, mag sich der Ausrichter des bundesweiten Wettbewerbs, das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, gegen Ende der 90er Jahre gedacht haben.

Die neuen Bewertungskriterien lenkten den Fokus weg vom Verschönerungsaspekt hin zu grundsätzlichen und umfassenden Maßnahmen der Lebensqualität und vor allem zum Umgang mit dem demografischen Wandel. Ganz konkret geht es um die nachhaltige Entwicklung der Dörfer mit ihren vielfältigen Funktionen als Wohn- und Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen sowie als Wirtschafts-, Kultur- und Erholungsraum - getragen von einem breiten Bürgerengagement.

Die Latten hängen hoch

Wo früher ein paar Blumenkübel, eine hübsche Bank auf dem Dorfplatz und ein frischer Anstrich schon gereicht haben, um Punkte sammeln zu können, muss heute schon mehr geleistet werden.

Wie wird sichergestellt, dass das Dorf sich wirtschaftlich und baulich weiterentwickeln kann; gibt es hierfür Konzepte? Wie sind die Rahmenbedingungen für Kinder und Jugendliche; gibt es hier angemessene Freizeit- und Sportangebote? Gibt es ausreichende Altenbetreuung? Auch Fragen nach der vorhandenen Infrastruktur wie Kindergärten, Verkehrsanbindung, Internetzugang etc. stehen im Fokus. Das Dorfleben mit seinen Vereinen wird ebenfalls hinterfragt.

Kurz gefasst ergeben sich daraus folgende Bewertungskriterien:

  • Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen
  • Bürgerschaftliches Engagement, soziale und kulturelle Aktivitäten
  • Baugestaltung und -entwicklung
  • Grüngestaltung/ Das Dorf in der Landschaft

Und was geht uns das jetzt an?

Na, ganz einfach! Wir, also 16 Orte aus 8 Städten des Rhein-Erft-Kreises haben sich in diesem Jahr an dem Wettbewerb beteiligt und sind in den vergangenen Tagen von der Prüfungskommission besucht und auf Herz und Nieren geprüft worden.

Obst statt Lollies

Dabei hat in diesem Jahr Erftstadt-Blessem das Rennen gemacht und nimmt somit am Landeswettbewerb 2015 teil. Besonders gefallen hat der Jury dabei wohl die richtig aktive Dorfgemeinschaft, denn nur mit einem breiten Rückhalt in der Bevölkerung lassen sich die vielen gepflegten Blumenkübel, Aktionen wie zum Beispiel das neue Radwegsystem oder die vielen Baumpatenschaften erklären. Doch nicht nur Bäume und Fahrradfahrer sind in Blessem gut aufgehoben. Insbesondere wollten die Mitglieder des Blessemer Gartenbauvereins von den Kleinen wissen, was sie sich denn von und für ihr Dorf wünschen würden. Heraus kam, dass zumindest in den Kinderaugen, definitiv noch ein Lolliladen fehlt. Den konnten oder wollten die Blessemer zwar nicht realisieren, spendierten aber als gesunden und bestimmt auch leckeren Ersatz jede Menge Obst für die kleinen Leckermäuler.

Immer wieder mittwochs

Engagement für das Dorf und die Gemeinschaft hat in Dansweiler Tradition und das nicht erst seit sich die Gemeinde, die zur Stadt Pulheim gehört, zur Teilnahme an der Aktion „Unser Dorf hat Zukunft“ entschlossen hat. Seit rund 30 Jahren (Chapeau für so viel langen Atem!) treffen sich mittwochs um 9.30 Uhr die „Ortsverschönerer“, um gemeinsam zu pflanzen, zu harken, Unkraut zu zupfen, zu gießen und Hand anzulegen, wenn etwas im Argen liegt. Doch nicht nur Blumen und Beete werden vom Verein gepflegt. Rasenflächen werden gemäht, die Spielplätze in Ordnung gehalten und die Papierkörbe regelmäßig geleert. Und auch die drei Brunnen im Ort, die der Verein errichtet hat, wollen instand gehalten und regelmäßig gesäubert werden. So viel und so ausdauerndes bürgerschaftliches Engagement, das sich nicht nur auf die Pflege des Ortsbildes beschränkt, sondern sich auch in einer Vielzahl dörflicher Aktivitäten wie das gemeinschaftliche Maibaumsetzen, das Lindenfest oder den großen Martinszug ausdrückt, war der Jury den auch durchaus einen zweiten Platz und ein Preisgeld von 1.000 Euro wert.

Es gibt ja nie nur einen


Klar, auf dem Siegertreppchen ganz oben kann immer nur einer stehen. Trotzdem sollte man nicht außer Acht lassen, dass sich allein fünf weitere Gemeinden mit dem Prädikat „Hervorragende Leistungen“ und weitere sechs mit der Auszeichnung „Anerkennenswerte Leistungen“ auszeichnen konnten; alles in allem also ein gutes Votum für ein lebendiges Leben auf dem Land.

Und wie geht es jetzt nun weiter?

Nun ja, wie es bei uns im Rheinland so geht. Einen Grund zum Feiern finden ja immer und gerne. Entsprechend wird es noch in diesem Jahr eine Feierstunde geben, in der die Gemeinden in einem kleinen Festakt ausgezeichnet werden. Und dann können die Sieger des Wettbewerbs im nächsten Jahr noch mehr aufdrehen, wenn sie sich im Landeswettbewerb mit den Siegern aus den Kreisen messen werden.

Schade, wir hätten die Jury gerne auf ihrem "Zug durch die Gemeinde(n)" begleitet, aber leider kann man ja nicht alles haben und nicht überall sein. Deshalb haben wir unseren Bericht eben mit anderen Bildern "unterfüttert". Und das uns das so gut gelungen ist, verdanken wir folgenden Fotografen von www.pixelio.de: Kirche im Dorf - Joujou, Fachwerkhaus - Rainer Sturm, Haus hinter dem Rapsfeld - Andreas Hermsdorf, Lollis - S. Hofschläger, Siegertreppchen - Ute Pelz. Die Dansweiler Dorfverschönerer: Dirk Springob, Stadt Pulheim, alle weiteren: Laetitia Vitae.



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