Ich will sichtbar bleiben!

Ich will sichtbar bleiben!

Manchmal mag es ja durchaus Vorteile haben unsichtbar zu sein. Ich glaube, jeder von uns hat schon kennt das Gefühl, dass man sich wünscht, die Erde möge sich auftun, nicht um einen dauerhaft zu verschlucken, nur für den einen Moment eben. Aber unsichtbar? So auf Dauer? Nicht mehr wahrgenommen werden so wie man ist und wie man aussieht? Das stelle ich mir schrecklich vor.

Aber genau das passiert Clover, Anfang 50, verheiratet, zwei erwachsene (naja vielleicht vom Alter her) Kinder. Erst dachte ich ja das mit der Unsichtbarkeit wäre eher so im übertragenen Sinn gemeint. Immerhin neigen wir Mütter ja dazu mehr oder minder als „unsichtbare“ und vor allem sehr, sehr dienstbare Geister zu fungieren. Aber nein, Clover wird tatsächlich und richtig unsichtbar, was natürlich eine Menge Probleme mit sich bringt. Vor allem, weil es ihrer Familie noch nicht mal auffällt. Erst dachte ich ja „ist sie doch selber schuld, wenn sie so als unscheinbares Heimchen am Herd rummacht, dass keiner sie mehr wahrnimmt“, aber irgendwie liegt das Problem und seine Lösung dann doch woanders.

Clover stellt nämlich fest, dass sie beileibe nicht die Einzige ist, die auf einmal von der Bildfläche verschwindet und sie fängt an sich bemerkbar zu machen. Klar, dass Frauen sich sozusagen in Luft auflösen, weil sie verschiedene Medikamente eingenommen haben, mag ja Fiktion sein, aber eigentlich geht es darum möglicherweise ja gar nicht. Vielleicht geht es eher darum sich präsent zu halten, nicht in der Alltagsversenkung abzutauchen, sondern laut zu leben: „Schaut mich an! Ich bin hier!“

Also wenn Sie sich jetzt durch Zufall (hoffentlich nicht) in der großen Sinnkrise befinden und glauben, dass die Welt Sie nicht beachtet, dann greifen Sie mal zu „Club der unsichtbaren Frauen“ von Jeanne Ray, da wird Ihnen bestimmt geholfen und zwar für kleines Geld. Das Buch ist rezeptfrei und quasi ohne Nebenwirkungen bei Wunderlich erschienen.

PS: Doch, eine Nebenwirkung gibt es schon, Sie werden ein ganz neues Bild von sich bekommen. Aber das muss ja nicht schädlich sein.