Der Duft von Erde und Zitronen

Von den Tücken eines Klappentextes

Klappentexte sind eine prima Sache, schließlich helfen Sie uns sehr schnell herauszufinden, ob uns ein Buch interessieren könnte oder nicht. Ich meine, stellen Sie sich vor: Da ist ein Titel nicht ganz so eindeutig und Sie freuen sich auf Sonne, Süden, Meer und denken natürlich nicht gerade an den Südpol, sondern an Südeuropa, landen aber mit der Handlung dann doch am Südpol. Könnte passieren, denn der liegt schließlich auch im Süden, Wasser hat es auch und ab und an soll sogar die Sonne scheinen. Also insofern ein Lob dem Klappentext. Allerdings hat er auch ganz seine Tücken. Was „Der Duft von Erde und Zitronen“ angeht zum Beispiel, da frage ich mich nun, ob es nicht besser gewesen wäre, ich wäre nicht so eilig und ungeduldig gewesen und hätte mir die Sache mit dem Klappentext mal erspart und hätte mich genauso und ohne jedes „Vorwissen“ auf die Geschichte eingelassen. Gut, es hätte manches etwas Schwieriger, etwas Unverständlicher gemacht, aber warum sich nicht mal einlassen auf das Erzähltempo, das die Autorin vorgibt?

Damit Sie selbst entscheiden können wie Sie es denn gerne hätten, werde ich also mit keinem Sterbenswörtchen etwas von der Handlung erzählen, sondern nur so viel verraten: „Der Duft von Erde und Zitronen“ ist ein wunderbares Buch über den Süden Italiens, über Familie und Freundschaft über Gefangenschaft und Freiheit und über das Heranwachsen. Langsam mit südländischer Gemächlichkeit breitet Margherita Oggero die Geschichte vor uns aus, so wie ein Bild, das auch erst unter den bedächtigen Pinselstrichen des Malers langsam an Kontur gewinnt. Es ist ein Buch für Eilige, es will genossen werden, langsam, so wie man ein Glas Champagner ja auch nicht einfach herunterstürzen würde. Aber wer sich darauf einlässt, der wird belohnt. Und jetzt mit Blick auf die Sommerferien können wir es ja auch ein bisschen gemächlicher angehen lassen und uns die Zeit für dieses Buch gönnen.

„Der Duft von Erde und Zitronen“, das ich in der Buchhandlung Moewes ausfindig gemacht habe, ist bei DVA erschienen und kostet 19,99 Euro.