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Wider den Wahnsinn


Es musste also schon ein Pieter Webeling sein, der mich doch dazu brachte, dem Elend auf den Schlachtfeldern an Marne und Somme meine Aufmerksamkeit zu schenken, denn nach seiner beeindruckenden Schilderung der Grauen im Vernichtungslager Ausschwitz ...  

Wider den Wahnsinn

Bisher habe ich es immer vermieden mich mit Kriegsgeschichte zu beschäftigen. Egal, ob die Napoleonischen Kriege, der Erste, der Zweite – dem Wahnsinn, sich für Ehre, Gott und Vaterland auf gegenseitig abzuschlachten, Leben unsinnig zu vernichten, kann ich nichts abgewinnen.

Es musste also schon ein Pieter Webeling sein, der mich doch dazu brachte, dem Elend auf den Schlachtfeldern an Marne und Somme meine Aufmerksamkeit zu schenken, denn nach seiner beeindruckenden Schilderung der Grauen im Vernichtungslager Ausschwitz („Das Lachen und der Tod), spielt sein zweiter im Blessing Verlag erschienener Roman nun im Ersten Weltkrieg.

„Zwischen den Scherben zersplitterter Kirchenfenster und einer Marienstatue, die nur noch einen Arm hat, steht im Juni 1915 Julius Reinhardt in einer Kirche und setzt sich die Pistole an die Kehle. Ein alter Mann tritt an ihn heran und sagt, der Tod sei nie eine Lösung. Es ist der Pfarrer des von Artilleriebeschuss vollständig zerstörten Dorfes. Auf die Frage, warum er Selbstmord begehen wolle, antwortet Julius: weil ohne mich zwei meiner Freunde noch am Leben wären.“

Im Pfarrhaus kommen sich der alte Priester und der junge Soldat näher und nach und nach erzählt Julius dem Priester von seiner Kindheit in seinem sächsischen Dorf, von seinen Freunden, von ihrer Begeisterung, gemeinsam in den Krieg zu ziehen, von den Schrecken der Schlachtfelder …

Muss man das wirklich lesen? Haben wir nicht schon genug Krieg, Verheerung und Verwüstung vor Augen, wenn wir nur mal abends kurz in die Nachrichten reinzappen?

Ja, würde ich denken. Denn Webeling führt uns auch dieses Mal wieder behutsam durch die Geschichte und lässt aus Zahlen Menschen mit all‘ ihren Wünschen, ihren Hoffnungen und ihren Nöten werden und gibt dem Krieg und dem Elend ein Gesicht – eine Geschichte, die uns einfach nicht kaltlassen kann. Es gibt nicht den Bösen oder den Guten, es gibt nur Menschen, die sich vielleicht geirrt haben oder haben verführen lassen.

Es ist kein „schönes“ Buch, aber auch, wenn es traurig stimmt über all‘ diesen Grausamkeiten, dieser brutalen Verschwendung von Leben, ist es einfach ein notwendiges Buch, ein Fanal gegen den Wahnwitz und somit Seite für Seite lesenswert.

Die Stunde des Schmetterlings“ (übrigens wunderbar übersetzt von Christiane Burkhardt) ist im Blessing Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro.



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