Luschen-Mutter

Luschen-Mutter

Tja, es bleibt mir wohl nichts Anderes übrig als mich dazu zu bekennen: Ich bin eine echte Luschen-Mutter. Die Tochter zur wöchentlichen Klavierstunde zu fahren und meinethalben auch noch zu überwachen, das wenigstens hin und wieder am heimischen Klavier geübt wurde – kein Problem. Nur mangels mütterlichem Ehrgeiz ist dann doch keine Konzertpianistin geworden. Ballett? Kein Thema, Schlüppchen, Tutu und Fahrdienste inclusive, man hat ja sonst keine Hobbies, aber zur Primaballerina hat es auch nicht gereicht. Klar lag das nicht am mangelnden töchterlichen Talent, sondern am fehlenden mütterlichen BISS. Leider sind nun alle Züge abgefahren, weil die Tochter auch ohne Treten, Kratzen, Beißen ihren Weg gemacht hat.

Vielleicht aber wäre alles anders gekommen, hätte Hannah Dietz diese wunderbare Geschichte von den FUßBALLMÜTTERn 20 Jahre früher geschrieben. Von denen nämlich kann man sich eine Scheibe oder zwei abschneiden. Um dem Filius den Platz in der „F1“ zu sichern schrecken die Tigerinnen vor nichts zurück, da wird gepöbelt, gemobbt und intrigiert. Und wenn’s für die „F1“ nicht reicht, dann wenigstens für die ultimative Spielerposition in der B-Besetzung.

Naja, Carolin, scheidungsgeschädigte Ex und trotzdem stolze Mama scheint da eher mein Kaliber zu sein. So ganz will er der Kleinkrieg am Fußballrand nun auch nicht behagen.

Zugegeben, anfangs habe ich mich mit Carolin und den freakigen Fußballmüttern ein bisschen schwer getan, hab‘ s immer weggelegt und dann doch wieder zugelangt. Sagen wir mal so: Es ist jetzt nicht unbedingt Pulitzer-Preis-verdächtig, aber wem es einfach nach einer Runde guter Unterhaltung verlangt, der ist mit Hannah Dietz gut bedient. Auch ohne Sohn und großen Ehrgeiz, sondern einfach so aus Spaß an der Freud‘.

„Fußballmütter“ von Hannah Dietz ist bei Wunderlich erschienen und kostet 14,99 Euro.