Problemlastig

Problemlastig

Einverstanden, leicht ist das bestimmt nicht.

Stellen Sie sich vor: Sie lernen im etwas reiferen Alter von Anfang 40 den Traumpartner Ihres Lebens kennen. Es passt, einfach, alles. Und dann kommt der Knall: Ihre große Liebe gesteht Ihnen, dass sie gemordet hat …

Geschenkt, dass da eine Welt zusammenbricht. Und sicher auch verständlich, dass man nicht so ohne weiteres zu Tagesordnung übergehen kann. Aber muss man sich da wirklich derart reinsteigern? Kann sein, dass ich vielleicht ein bisschen zu pragmatisch bin, aber mit der Lebenseinstellung „Wat de nit kannst ändere, mutte lasse schlendere“ lebt es sich bestimmt etwas entspannter.

Kristin Ganzwohl kann das nicht, kann nicht loslassen, sich nicht abfinden. Sie überlegt, sie leidet, sie forscht und blättert damit die Biographie eines Mordes auf.

Ja, zugegeben, manchmal hätte ich beim Hören des Hörbuchs „Geliebter Mörder“ am liebsten laut aufgeschrien: „Frau, lass‘ es doch einfach gut sein.“ Irgendwie hat sie mich mit ihrer Verbissenheit echt genervt und trotzdem konnte ich nicht aufhören und hab bis zum letzten Satz durchgehalten, weil, ja warum eigentlich? Vielleicht, weil manches, was sie mit schonungsloser Offenheit darlegt, in letzter Konsequenz eigentlich nichts mit dem Fakt zu tun hat, dass Klaus ein Mörder ist, sondern ganz alltägliche Paarprobleme sind, die jeder von uns auf die eine oder andere Art tagtäglich erlebt und weil man die Ansätze und Lösungswege gut und gerne auf sich und das eigene Leben übertragen kann.

Am Ende hat es sich, aller problemlastig hin oder her, durchaus gelohnt die rund 8 ½ Stunden Hörzeit zu investieren.

„Geliebter Mörder“ von Kristin Ganzwohl, gelesen von Dennenesch Zoudé ist im Radioropa Hörbuchverlag erschienen und kostet 19,95 Euro.