Der Lauf seines Lebens

Der Lauf seines Lebens

„Ich war Hitlers Trauzeuge“ so prangt mir das Cover des Hörbuchs entgegen. Hitler? Ja klar, weiß man doch, dass der kurz vor Schluss sozusagen noch seine Eva Braun geehelicht hat. Aber Trauzeugen? Nie von gehört und ehrlich gesagt, nie drüber nachgedacht.

Nehmen Sie nicht alles, was uns Peter Keglevic, auftischt so furchtbar ernst. Nein, der von ihm erdachte Jude Harry Freudenthal wird nicht Hitlers Trauzeuge gewesen sein und auch was die Szenen im Führerbunker angeht, geht wohl Freudenthal oder Keglevic ein bisschen die Fantasie über.

Aber was soll’s.

Im Frühjahr 1945, so will es der Autor, startet wie all die Jahre zuvor, der „Wir laufen für den Führer“-Lauf – 1000 Kilometer von Berchtesgaden nach Berlin. Und wie es der Zufall nun halt will, gerät der untergetauchte Jude Harry Freudenthal unter seinem Decknamen Paul Renner mit in die Läuferschar.

Und während er so läuft und läuft und läuft und von diesem wahnwitzigen Marathon berichtet, erinnert er sich episodenhaft an Kindheit und Jugend, an Flucht und Verfolgung, an Menschen, die seine Wege im Guten wie im Bösen gekreuzt haben.

Allgemein, so habe ich ein bisschen nachgegoogelt, ist die Geschichte wohl nicht so ganz überschwänglich bewertet worden, war da von „Posse“ und „Burleske“ zu lesen. Aber, noch mal, was soll’s?

Wer all‘ die Wiederholung über das Dritte Reich, die uns ja quasi all abendlich aufgetischt werden, nun ein bisschen überdrüssig ist, „Ich war Hitlers Trauzeuge“ mag ja nicht historisch authentisch sein, will es aber wohl auch nicht, es ist aber trotzdem ein gelungener Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus. Kurzum: Mir hat’s gefallen.

Trauen Sie sich doch und hören Sie auch mal rein. Die Hörversion ist zum Preis von 24,99 Euro bei der Hörverlag erschienen.