So schön, so klug und so traurig

So schön, so klug und so traurig

Irgendwie scheint es momentan mein Schicksal zu sein, dass ich von Büchern immer das Falsche erwarte und das Richtige bekomme.

Da schlägt also der Bertelsmann Verlag vor, ob man nicht parallel zu in Bonn stattfindenden Ausstellung nicht das Buch „Kleopatra“ von Stacy Schiff vorstellen wolle. Und ich denke: ‚Ach, so ein netter Liebesroman aus dem alten Ägypten wär doch ‚ne prima Sommerlektüre“ und greife zu.

Auf den ersten Seiten, den Klappentext habe ich natürlich nicht gelesen, wundere ich mich also und denke, dass das aber ein recht breitgefasstes Vorwort ist, bis ich dann irgendwann merke, dass das überhaupt kein Roman ist, sondern eine Biographie.

Nun könnte man ja meinen, dass das nicht gerade die beste Lektüre für einen heißen Sommertag auf der Strandliege ist, immerhin geht es in Kleopatras Leben schon recht turbulent zu und man muss schon etwas auf Scheibe bleiben, um bei allen politischen Irrungen und Wirrungen nicht den Überblick zu verlieren, aber Schiff hat es fertiggebracht und ein Buch geschrieben, das, zumindest soweit ich das beurteilen kann, nicht nur klar auf historische Quellen verweist und diese auch schon mal kritisch hinterfragt, sondern dabei auch noch ausgesprochen übersichtlich und unterhaltsam zu bleiben.

Wer also bei dem Namen einen schwülstigen Liebesroman (mit Elizabeth Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen) erwartet, kann ich nur raten: Finger weg! Wer sich aber mal mit der Frau hinter den Klischees beschäftigen möchte, dem sei gesagt: Keine Seite werden Sie vergebens lesen!

Während ich jetzt mal schaue wie sich „Véra. Ein Leben mit Vladimir Nabokov“, für das Sie immerhin den Pulitzer-Preis bekommen hat, anlässt (ich werde berichten), sollten Sie mal in der nächsten Moewes Buchhandlung „Kleopatra“ – Ein Leben bestellen. Kostet 24,99 Euro, lohnt sich aber!