Rettung in letzter Sekunde
Rettung in letzter Sekunde
Also, da sitze ich hier und kämpfe seit Stunden (ja, das ist nicht übertrieben) mit diesem ver… (gut, Sie wissen schon, ich will ja nicht ausfallend werden) Programm, um die Steuererklärung an das Finanzamt zu überweisen. Und wie alles nicht funktioniert, koch ich langsam aber sicher auf, der Puls rast und ich fange an rote Punkte zu sehen. Da klingelt’s auch noch an der Haustür. Ich will schon den Hund losschicken, dass er den Störenfried doch einfach mal feste beißen solle, aber die Haustür kriegt das gute Tier ja nicht auf.
Ha, es war der Paketbote, der ein neues Buch abgegeben hat. Da das mit der Steuererklärung nun sowieso nicht funktioniert, kann ich ja auch gleich mal einen Blick reinwerfen.
So, so David Sedaris „Sprechen wir über Eulen und Diabetes“. Ich lass‘ also Computer Computer sein und werfe mich entnervt in den meinen Lesesessel, ein bisschen Trost und Unterhaltung habe ich mir ja wohl verdient. Und was soll ich Ihnen sagen? Na, sagen wir mal so seine zwei, drei Seiten braucht er schon, um mich von meiner Wut- und Frustwolke runterzuholen, aber dann wird mir doch merklich wohler ums Herz, ich merke, ich stehe mit meinen Problemen nicht alleine da, es ist wohl alles nur eine Frage wie damit umgehen.
Ich will nichts sagen, aber das ist einfach köstlich wie er sich standhaft wehrt am Telefon ein Mobiltelefon zu kaufen (Begründung: „Ich werde nicht angerufen und habe auch keine Freunde, die ich fotografieren wollte.“) oder wie sein Vater ihn über Jahre hinweg ermahnt, doch endlich eine Darmspiegelung machen zu lassen – ob’s dazu kommt? Ich werd’s an dieser Stelle nicht verraten, außer – dieses Buch ist auf angenehme und unterhaltsame Art urkomisch, ohne ins Platte abzugleiten und naja, mich hat es möglicherweise sogar vor einem wut-frust-bedingten Schlaganfall gerettet.
Und weil es so schön ist, lese ich und lese ich und lasse mich dann zu einen nahezu perfiden Plan inspirieren: Ich werde die Belege, das Geld und den Computer nehmen und mit allem zum Finanzamt fahren. Sollen die mir doch helfen, damit ich beim „Kaiser“ abliefern kann, was dem „Kaiser“ nun ist.
Ich bin ja der festen Überzeugung, dass wir alle im Leben mal etwas ausspannen sollten und wenn es nur über eine kurze Geschichte hinweg ist. Mal wenigstens völlig entspannt schmunzeln zu können, rettet nicht nur den Tag, sondern mindert auch den Faltenfaktor (ich hab’s kontrolliert: Die Zornesfalte zwischen den Augenbrauen war tatsächlich nicht mehr ganz tief).
Gewiss, ein Buch kann im Zweifelsfall nicht den Arzt oder Apotheker ersetzen, aber trotzdem: Schauen Sie mal bei Moewes vorbei und lassen sich Sich „Sprechen wir über Eulen und Diabetes“ von David Sedaris verschreiben. Kostet auch nur 19,99 Euro.
