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Verwirrende Einsichten


Aber „Serenade für Nadja“ lohnt auch aus ganz anderen Gründen das Lesen: Nicht nur, dass man einen klitzekleinen Einblick in die moderne Türkei außerhalb der touristischen Bettenburgen gewinnt. Zülfü Livaneli hat einfach ein ganz wunderbares Buch ...  

Verwirrende Einsichten

Moment, ich hab’s gleich. Gut: Also es leben rund 1,6 Millionen Menschen türkischer Herkunft leben in Deutschland sagt die Statistik. Da müsste doch die Wahrscheinlichkeit, dass man etwas über ihre Geschichte, ihr Land und ihre Gebräuche weiß, relativ hoch sein. Tja, auf mich trifft es leider nicht zu. Aber als wissensdurstiger Mensch sage ich mir: Das kann man ja ändern und was liegt näher als ein Buch? Schließlich kann ich ja nun kaum den freundlichen Ladenbesitzer um die Ecke, bei dem wir Gemüse, Fleisch und so weiter kaufen an der Kasse ausquetschen.

Nun also „Serenade für Nadja“ von Zülfü Livaneli. Bevor Sie nun (so wie ich) herumrätseln: Zülfü ist ein türkischer Männername und Zülfü Livaneli ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Komponist, Sänger und Filmregisseur, ein ziemlich berühmter sogar.

Aber zurück zur Serenade und ihrer Geschichte: Kurz gesagt geht es um Folgendes: Maya, 36 Jahre alt, geschieden, ein Sohn arbeitet in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Universität Istanbul. Nun soll sie den über 80jährigen Professor Maximilian Wagner während seines Aufenthaltes in der Türkei betreuen. Es ist schon interessant, dass Livaneli die Geschichte aus der Perspektive einer Frau aufbaut und das sogar mit reichlich viel Einfühlungsvermögen in unsere Gefühls- und Gedankenwelt. Maya ist eine selbstbewusste junge Frau und auch ganz Istanbul scheint (auf den ersten Blick) durchaus westlich orientiert zu sein.

Interessant wird es, als der türkische Geheimdienst sich für Wagner zu interessieren beginnt und im Gespräch mit Mayas Bruder alte Wunden über die armenische Herkunft ihrer Großmutter wieder aufbrechen. „Ihr Intellektuellen“ tituliert er sie. Empfinden sich Militärs als nicht intellektuell? Noch verwirrender finde ich die Tatsache, dass ihr nicht nur eine Affäre mit Wagner unterstellt, sondern das diese in der Tagespresse hohe Wellen schlägt. Selbst in einer modernen Großstadt wie Istanbul soll die (angebliche) Affäre einer wohlgemerkt geschiedenen und erwachsenen Frau von öffentlichem Interesse sein? Sehr verwirrend, wirklich.

Nein, es geht hier nicht darum seine Landsleute als rückständig oder bigott zu verunglimpfen. Vielmehr scheint es so zu sein, dass noch längst nicht alles zusammengewachsen ist, was zusammengehören könnte.

Aber „Serenade für Nadja“ lohnt auch aus ganz anderen Gründen das Lesen: Nicht nur, dass man einen klitzekleinen Einblick in die moderne Türkei außerhalb der touristischen Bettenburgen gewinnt. Zülfü Livaneli hat einfach ein ganz wunderbares Buch geschrieben: Über Zeitgeschichte und den Zweiten Weltkrieg und nebenher noch eine großartige Liebesgeschichte.

Wer also mal etwas mehr will als Döner oder türkische Pizza: Das ganze Türkei-Feeling liefert Moewes versandkostenfrei ins Haus. Kostet nur 21,95 Euro.



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