Der lange Atem der Vergangenheit

Der lange Atem der Vergangenheit
Wenn Sie so in den Spiegel schauen, haben Sie dann das gute Gefühl ein guter Mensch zu sein? Jemand, der sich nichts Anderes vorzustellen vermag als dass humanitäre Grundsätze so selbstverständlich sind wie Zähneputzen? Dann ist es gut. Aber vielleicht – und ich selbst will mich da nicht ausnehmen – haben wir bisher nur verteufelt viel Glück gehabt, dass das Schicksal nicht unsere dunkelsten und bösesten Seiten herausgelockt hat …
Krieg, so könnte man angesichts der Abendnachrichten meinen, ist eigentlich immer und überall – meistens zum Glück doch mehr oder weniger weit weg. Dabei ist es keine 25 Jahre her, dass der Krieg sozusagen vor unserer Haustür, in Jugoslawien getobt hat. Ich für mein Teil muss gestehen, dass ich, verstrickt in meinen privaten Minikosmos, damals nicht allzu viel davon mitbekommen habe.
Gut deshalb, dass sich Val McDermid in ihrem aktuellen Krimi „Der lange Atem der Vergangenheit“ dem Thema noch einmal annimmt und mich auf diesem Weg dazu bringt, mich ein wenig mit der nicht allzu fernen europäischen Vergangenheit zu beschäftigen und – nun ja – mit der Frage, was es braucht um aus einem „anständigen“ Menschen eine mordende Bestie zu machen.
Schön, weil sie die Frage nach der Menschlichkeit so raffiniert in einem von der ersten bis zur letzten Seite spannenden Krimi verpackt, dass man eigentlich erst hinterher dazukommt, über die wichtigen Fragen des Lebens nachzudenken. Aber bis dahin liegen ja erst einmal 448 Seiten Spannung vor Ihnen ..
„Der lange Atem der Vergangenheit“ ist im Droemer Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro.