Ist dieses Buch noch korrekt?
Ist dieses Buch noch korrekt?
Meine Freundin arbeitet für eine namhafte Krankenkasse. Neulich hat sie mir erzählt, dass ein wahrer Shit-Storm über sie hereingebrochen ist, weil man es gewagt hat, eine vegane Ernährung während der Schwangerschaft als suboptimal zu bezeichnen.
Und nun soll ich über ein Buch über die Jagd schreiben? Huhu, da kann ich mich wohl auf was gefasst machen. Aber was soll es. Im Zweifelsfall kann werde ich hinter dem breiten Buchrücken des Hölker Verlages Schutz und Deckung suchen, immerhin habe ich ihm ja dieses Buch zu danken.
Kein Gedanke – Fleisch aus Massentierhaltung ist widerlich, also ich tät das nicht essen wollen. Aber die geschundene Kreatur, einzig zu dem Zweck produziert als billiges Futter für das Tier Mensch zu dienen, ist vom Wild ungefähr so weit entfernt wie die Erde von OGLE-2005-BLG-390Lb.
Und nur ein Idiot glaubt, dass es bei der Jagd um Knall und Bumm und pure Mordlust geht. Im Gegenteil. Jagd besteht zu 99% aus Arbeit, erfordert nicht nur Wissen und Geduld, sondern auch Liebe zum Tier und der Natur. Jagd gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit.
Mit „Wild“ hat der Hölker Verlag den Mut bewiesen, sich dem Trend, künstlich erzeugte Nahrungsmittel als chic und politisch korrekt zu betrachten, wunderbar und mutig entgegengestellt.
Gegliedert in die verschiedenen Wildarten, machen Ronald Timmermans (Autor) und Remko Kraaijeveld für uns unsere Mitgeschöpfe erleb- und begreifbar. Ihnen geht es nicht nur darum, wie man was möglichst schmackhaft auf den Teller bringt (okay, kommt auch drin vor), sondern vor allem um den respektvollen Umgang, um den Versuch mit sich und unserer Umwelt in Einklang zu leben.
Es mag ja nicht jedermanns Sache sein noch mal die Bücher zu wälzen, um am Ende stolz seinen Jagdschein zu erwerben, aber ein bisschen mehr als „nur“ Koch sein, darf man schon sein wollen oder? „Verdienen“ wir uns doch unser Essen, in dem wir den beiden auf ihren (Jagd-)Ausflügen folgen und uns mit dem Leben der Wildtiere – bevor sie als „Festtagsbraten“ auf unseren Tellern enden – näher beschäftigen.
Kurz und gut: Dieses Buch ist korrekt – und es ist das, was jeder, dem Essen mehr ist als nur Kalorienaufnahme, sich durchaus mal zu Gemüte führen sollte. Und ganz nebenher ist es schon vor dem Essen ein wahrer Augenschmaus.
Wollen Sie noch mehr wissen? Dann schauen Sie mal rein in „Wild“. Und jetzt schrecken Sie mal nicht zurück, wenn ich Ihnen verrate, dass es seinen Preis (49,95 Euro) hat. Es wird – das dürfen Sie mir ruhig glauben – Ihr Langzeitbegleiter werden, auch, wenn es auf dem Teller mal vegetarisch bis vegan zugehen sollte.
