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Saeculum


Mag sein ich bin ein Ignorant. Kaum zwei Jahre alt, entwickelte sich unsere Tochter zu einem großen Fan von Ritterspielen und als liebevolle Eltern pilgerten wir wann immer möglich mit
ihr von Ritterfestival zu Ritterfestival. Mir hat sich die Begeisterung, mit der erwachsene Menschen in Rüstungen oder Burgfräuleingewandungen umherwandeln und ein mittelalterlich verquastes Deutsch von sich geben trotzdem nicht erschlossen.

Entsprechend hätte ich auch fast um „Saeculum“ einen Bogen gemacht. Kaum den töchterlichen Ritterambitionen entronnen, konnte mich das Thema nicht wirklich reizen. Aber wie es so geht im Leben, man sollte eben niemals nie sagen, denn kaum hatte ich das Buch angefangen, war ich auch schon mitten drin in der Geschichte. „Convention“ nennt die Gruppe der Mittelalterinfizierten es, wenn sie sich über ein paar Tage oder gar Wochen in unbewohnte Gebiete zurückziehen, um dort fernab jeder Zivilisation und Errungenschaft der modernen Gesellschaft den Zeitsprung zurück ins Mittelalter wagen, ohne Fast Food, ohne Handy, ohne Medikamente, quasi ohne alles eben.

Wahrscheinlich wäre das auch für den noch so geneigten Leser früher oder später einigermaßen langeweilig, aber Ursula Poznansky schafft es, aus einem harmlosen Ritterspiel einen nerven-
aufreibenden Thriller zu machen. Schon bald verliert man den Überblick, nicht über die Story als solches, die ist gut und klar und plausibel aufgebaut, aber darüber, wem im diesem Verwirrspiel
zu glauben ist, wer gut und wer böse ist, was Realität und was Fiktion einiger mehr oder weniger labiler Mitspieler. Dass sie dabei die Fäden stets fest in der Hand hält und zum Schluss eine zwar überraschende, aber durchaus logische Lösung aller Unklarkeiten und Rätsel anbietet, ist einfach, ja, meisterlich, um dann doch noch mal fast mittelalterlich zu werden.

Saeculum ist weder was für ganz junge, noch für Menschen mit schwachen Nerven. Aber für alle anderen mein Geheimtipp, wenn spätestens zu Pfingsten wieder all‘ überall die Ritterspiele locken. Spätestens nach der Lektüre wird sich manch‘ einer fragen, ob das wirklich alles nur zu belächeln ist.

„Saeculum“ ist nach „Erebos“ für das sie mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde, ihr zweiter All-Age-Thriller. Die 496 Seiten, die im Loewe Verlag erschienen sind, sind jeden der 1.540 Cent wert. Und wer noch mehr von Ursula Poznanski hören möchte: am 17. März wird sie auf der LitCologne lesen.



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