Verbeugung vor einem Volk mit Geschichte
Verbeugung vor einem Volk mit Geschichte
Vor etwas über einem Jahr haben wir durch Zufall Dieter Bullmann, der in Kambodscha das private Hilfsprojekt „Children's Hope in Cambodia“ unterhält, kennengelernt.
Natürlich hatte man auch schon vorher von Kambodscha gehört, geisterten einem die Horrorbilder und –berichte über die Gräueltaten der Roten Khmer noch durch den Kopf und hatten wir, wenn auch leicht verschwommene, Vorstellungen von der uralten Tempel- und Stadtanlage Angkor gehört. Doch darüber hinaus?
Durch Dieter Bullmanns Erzählungen und Schilderungen wird für uns das moderne Kambodscha greifbar – von einem Volk, das zwar größtenteils in einer für uns nahezu unvorstellbaren Armut lebt, von Menschen, die ohne medizinische Hilfe auf der Straße sterben, aber auch von Menschen, die trotz ihrer Lebensumstände weder ihren Mut noch ihre Fröhlichkeit verlieren.
Und trotzdem stelle ich es mir schwierig vor: Es ohne eigene Kraft nicht schaffen zu können, auf die Hilfe, Großzügigkeit und die Spendenbereitschaft Dritter angewiesen zu sein und dabei doch die eigene Würde bewahren zu können.
Oder anders: Auch wenn wir selbst vielleicht weder Dichter noch Denker sind, ist es nicht irgendwo schön und auf eine gewisse Art wohltuend sich zum Volk eben dieser Dichter und Denker zählen zu dürfen, Anteil zu haben an dieser bestimmten Kultur?
In „Die Khmer“ nun blättert Stefano Vecchia für uns die uralte und reiche Geschichte der Khmer auf und öffnet somit nicht nur eine Tür zu einer Welt, die uns vielleicht sonst für immer verschlossen geblieben wäre (immerhin liegt Kambodscha nicht gleich um die nächste Ecke), sondern er gibt diesen Menschen auch etwas von Ihrer Würde und ihrem Stolz auf ihre Kultur zurück.
Mich jedenfalls hat beim Blättern in dem reichlich mit wunderbaren Farbfotos ausgestatteten Band die Sehnsucht gepackt und irgendwann, ja irgendwann will ich dort hin und will selber sehen …
„Die Khmer“ von Stefano Vecchia – Bildband mit 257 farbigen Abbildungen auf 208 Seiten ist im Verlag Philipp von Zabern erschienen und kostet 29,99 Euro.
