Also doch nicht mehr Lametta

Also doch nicht mehr Lametta

Es gibt ja Leute, die der felsenfesten Überzeugung sind, dass früher einfach mehr Lametta war und die Sommer, die waren sowieso wärmer, die Sonne hat öfter geschienen und die Winter, ja, das waren noch richtige Winter mit weißer Weihnacht und allem was dazu gehört.

Also wenn das wirklich so wäre, dann wären es doch eigentlich ziemlich trübe Aussichten. Wenn nämlich die Vergangenheit grundsätzlich, prinzipiell und überhaupt „besser“ war als heute, dann kann es ja eigentlich nur immer schlechter werden, denn überlegen Sie mal: „Heute ist morgen ja auch schon gestern“ – also besser als das Morgen, das dann das Heute ist und so weiter.

Guido Mingels ist der Sache mal auf den Grund gegangen und siehe da – früher war mitnichten mehr Lametta! Im Gegenteil, genau genommen ging es uns selten so gut wie heute: Seit 1970 haben wir nicht nur pro Kopf gut 20 m² mehr Wohnraum zur Verfügung, sondern sogar der deutsche Wald ist gewachsen. Satt eine Millionen Hektar haben wir dazu „gewonnen“, das ist viermal das Saarland oder halb Sachsen-Anhalt oder fast ein Viertel der Schweiz oder ganz Jamaika. Wir haben mehr Autos und weniger Verkehrstote, wir hauen unsere Kinder nicht mehr, naja nicht mehr ganz so oft wie noch in den 60ern und dem Guineawurm ist es auch an den Kragen gegangen. Das mag dem Wurm nicht gefallen, aber den Menschen, die nicht mehr unter den äußerst schmerzhaften Folgen des Parasitenbefalls leiden müssen sehr wohl.

Manches von dem, was Mingels in „Früher war alles schlechter“ zusammengetragen hat, mag den Liebhabern der Vergangenheit vielleicht als Schönrechnerei vorkommen, aber unter dem Strich bleibt’s dabei: Heute geht’s besser als gestern und das lässt für das Morgen doch noch eine Portion Hoffnung.

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