Und was haben die Anderen so gesagt?

Und was haben die Anderen so gesagt?

Im Prinzip habe ich es nicht so mit der Endlichkeit des Lebens. Als frohgemuter Mensch freue ich mich über jeden guten Tag und mache mir in der Regel wenig Gedanken, wann es wohl der letzte gewesen sein dürfte. Andererseits muss man den Realitäten ins Auge blicken: Irgendwann ist das vorbei und was bleibt dann von uns übrig? Eigentlich predigen ja fast alle Religionen, also zumindest wie ich Bescheid weiß (aber ich lass‘ mich da gerne belehren), dass man sich immer bemühen soll, ein guter Mensch zu sein und ein anständiges Leben zu führen, also nicht klauen, nicht lügen, den anderen was abgeben, auf die Ameisen aufpassen und so Sachen, damit man nicht am Ende als der Dumme dasteht und mit Fegefeuer oder einem miesen Karma bestraft wird. Ist ja auch gut so, denn wo kämen wir denn hin, wenn jeder so die Sau rauslassen würde.

Das ist alles gewiss gut und richtig, aber trotzdem. Ich find, es kann nicht schaden, wenn sich mit Fall des letzten Vorhangs doch noch mit einem gut platzierten Bonmot von der Bühne des Lebens verabschieden würde, immer haben wir doch auch im Leben etwas zu sagen gehabt, oder????

Die Frage ist nur, ob wir im Angesicht des letzten Schnaufers noch Sinn und Muße haben. Aber man kann sich ja vorbereiten, vielleicht sogar einen kleinen Sprechzettel bei sich tragen. Wie es dann ausfallen könnte, ob eher geistreich, witzig oder gar zynisch-sarkastisch, was vielleicht bei dem Hinterbliebenen nicht so gut ankommt oder am Ende sogar noch etwas Hoffnungsvolles und Tröstendes, liegt natürlich ganz in der Person und Natur des Einzelnen.

Sie finden das, was ich Ihnen bis dato vorgetragen nun doch etwas arg abseitig? Nein, geschätzte Leser, das ist es nicht, denn gibt sogar Menschen, die wiederum die letzten Worte von anderen, meist ziemlich berühmten Menschen, gesammelt haben! Jawohl! Ernst Jünger hat sich damit beschäftigt und Jörg Magenau hat sie herausgegeben. Ob man nun jede dieser so magisch anmutenden Äußerungen auf die berühmte Goldwaage legen darf, hat schon Jünger selbst bezweifelt, aber eigentlich ist es auch nicht so wichtig. Was herausgekommen ist, ist eine Zitatensammlung der besonderen Art. Und wenn sie Sie vielleicht auch nicht zum Verfassen Ihrer eigenen letzten oder Ihres Nachwortes inspiriert, es ist schon interessant sich einmal auf die letzten Gedankengänge von längst Dahingegangenen zu begeben und nun ja, bestimmt auch eine Bereicherung für die nächste Smalltalk-Runde, aber passen Sie auch, wer Ihnen gegenüber steht, ist vielleicht nicht ganz jedermanns Geschmack das Thema.

Ich allerdings finde es klasse und werde immer wieder mal darin blättern.

Ernst Jüngers „Letzte Worte“, herausgegeben von Jörg Magenau sind im Klett-Cotta Verlag erschienen und können versandkostenfrei für 22,95 Euro im Moewes Onlineshop bestellt werden.