Anleitung zum Unhöflichsein
Anleitung zum Unhöflichsein
Mal ehrlich, wozu braucht man eine schriftliche Anleitung zum Unhöflichsein. Da muss ich doch nur die Nasenspitze aus der Haustür stecken und da habe ich doch Paradebeispiele genug, oder?
Da tüddele ich so mit dem Hund über den Feldweg und werde fast von einer Kohorte von Radfahrern wahlweise aus dem Weg geklingelt oder ohne Vorwarnung halberwegs umgenietet. Da wird an der Supermarktkasse gnadenlos gedrängelt und gemeckert, den Parkplatz, den ich in gerade schon anvisiert habe, schnappt mir der Rüpel mit dem SUV weg und so weiter und so fort. Also lernen kann man wohl am besten vom Leben selbst.
Und nun kommt also Moritz Freiherr von Knigge und will mir noch was beibringen? Doch, kann er, tut er, denn im Gegensatz zu den meisten von jeder Form der Höflichkeit Unbeleckten hat er nämlich Esprit und schafft es, seine Unhöflichkeiten in wunderbare Wortspitzen zu wandeln.
Wie gut aber nur, dass man den „Neuen Knigge“ nicht von Anfang bis Ende durchackern muss, sondern sich häppchenweise das ein oder andere Kapitel zu Gemüte führen kann. Hat man es aber am Ende geschafft, na, was dann? Werden wir nun zur keifenden Megäre oder zum prügelnden Banausen? Ach, wenn Sie gut aufgepasst haben, dann können Sie nach Herzenslust so oft und so lange und so ausfällig wie nur irgendmöglich werden – es wird Ihrer ungeschätzten Umwelt wohl kaum auffallen, Ihnen aber – seien Sie es versichert, denn ich habe es ausprobiert – ein gutes Quantum an Erleichterung und Überlegenheit verschaffen.
Sollten Sie allen Vermutungen zum Trotz gar kein Interesse daran haben demnächst un- statt höflich durchs Leben zu marschieren, macht es auch nichts, dann fühlen Sie sie einfach gut und geistreich unterhalten.
Die „Anleitung zum Unhöflichsein“ von Moritz Freiherr Knigge ist im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen und kostet 12,99 Euro.
