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Es gibt ein Gewinnspiel auf dieser Seite, das ich erschnüffelt habe. Es gibt sogar etwas zu gewinnen und ich meine keine Knochen!

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Von wegen raufen, hauen, kloppen, prügeln


Tja, meine Damen, meine Herren, man kann immer wieder nur staunen. Da glauben wir doch gern, dass die Wiege aller Ordnungsliebe in Deutschland steht, aber was sportliche Aktivitäten angeht, da haben uns die Engländer eine Nasenlänge voraus.  

Von wegen raufen, hauen, kloppen, prügeln

Ich sag‘ es ganz ehrlich: Von allen Sportarten, die ich nicht ausüben würde, steht Boxen so ziemlich ganz oben im Ranking. Mit Fäusten aufeinander losgehen? Nö, muss ich nicht haben, so lange ich mich doch mit wohlgezielten Wortparaden zur Wehr setzen kann.

Andererseits scheine ich mit meiner Meinung ziemlich allein auf weiter Flur zu stehen, denn Boxen ist Trend und das nicht erst seit gestern, schon, ach eigentlich seit Ewigkeiten.

Nichts Genaues weiß man nicht

Historiker wollen ja immer alles ganz genau wissen und glauben ohne einen Nachweis mal eben gar nichts. Also belassen wir es dabei, dass die ersten „zum Zwecke der Unterhaltung“ stattfindenen Faustkämpfe rund 3.000 vor Christus in Ägypten ausgetragen wurden. Fest steht auch, dass Faustkämpfe 688 v. Chr. in den Kanon der 23. Olympischen Spiele aufgenommen wurden. Was aber nicht heißt, dass Faustkämpfe – also nicht als „echter“ Kampf, sondern eben als Sport nicht schon viel, viel früher ausgetragen wurden.

Sicher ist jedoch, dass es ziemlich brutal zugegangen sein muss, da spritzte das Blut und flogen die Zähne und Schluss war erst, wenn einer der beiden Kämpfer aufgab – und das konnte dauern.

So kann es ja nicht weitergehen!

Tja, meine Damen, meine Herren, man kann immer wieder nur staunen. Da glauben wir doch gern, dass die Wiege aller Ordnungsliebe in Deutschland steht, aber was sportliche Aktivitäten angeht, da haben uns die Engländer eine Nasenlänge voraus. Genau wie nämlich beim Fußball haben die Engländer das moderne Boxen erfunden und auch das erste offizielle Boxturnier seit der Antike ausgerichtet. Wie viel James Figg, der erste Boxmeister auf englischem Boden, auf dem Weg zum Sieg einstecken musste, ließ sich auf die Schnelle nicht in Erfahrung bringen, ihm aber hat es wohl gereicht, um die ersten Regeln, die unter anderem Tiefschläge und das Einschlagen auf den am Boden liegenden Gegner verboten.

Der lange Weg zum Gegner

Bis man zum ersten Mal im Ring steht und gegen einen realexistierenden Gegner antritt vergehen in der Regel so ein bis zwei Jahre. Also fast wie im (täglichen) Training, denn bevor auch hier zu den Handschuhen gegriffen wird, heißt es erst einmal richtig warm werden.

Deshalb besteht rund die Hälfte einer Trainingseinheit aus Gymnastik, Konditions-, Dehn- und Intervallübungen, damit nicht nur die Muskeln warm, weich und geschmeidig werden, sondern der Boxer auch die nötigen Fähigkeiten aufbaut, die er später im Ring braucht.

Der Ganzkörpersport

Was sich zunächst noch recht locker anhört, ist am Ende eine schweißtreibende und kalorienzehrende Angelegenheit, bestehend aus Seilspringen, Jogging, Intervallübungen mit Sprints, Liegestützen und Kniebeugen.

Meist folgt dann, bevor man sich Richtung Sandsack aufmacht, eine Runde Schattenboxen. Hier werden Grundstellungen, Deckung und Schrittfolgen geübt. Und nur, wer bis dahin nicht schon längst schlapp gemacht hat, darf dann seine Fähigkeiten am Sandsack weiter vervollkommnen …

70 % Kopf und 30 % Körper

Nachdem, was wir gerade über den Ablauf eines ganz normalen Boxtrainings gelernt haben, sollte man ja meinen, dass das eigentlich nur eine Sportart für richtig hartgesottene Kerle ist, aber weit gefehlt. Mittlerweile hat sich Boxen auch als Sportart für Frauen und Kinder etabliert und das nicht ohne Grund. 70 Prozent findet über den Kopf statt, nur 30 Prozent über die Physis", schätzen Experten. Angesagt ist hier nämlich nicht nur körperliche Fitness, sondern auch blitzschnelles Reaktionsvermögen, um auf die Finten des Gegners reagieren und dessen Schwächen ausnutzen zu können, um nicht gnadenlos auf die Bretter geschickt zu werden. Beliebt sind deshalb auch Reaktionsübungen bei denen beispielsweise einer der Trainingspartner seine Hand auf die des anderen legt, der wiederum einen Tennisball hält. Lässt der Partner ihn fallen, muss der andere sich den Ball schnappen, bevor er den Boden berührt.

Trendy und trotzdem nichts für jeden

Eins hat ja mein „Schreibtischtäter-Recherche-Job“ für sich: Ich werd vielleicht nicht fitter, aber auf alle Fälle auch nicht dümmer. Kurz und gut: Nach allem, was ich gelesen habe, habe ich mich von einer ganzen Reihe meiner Vorurteile über Boxer verabschiedet. Trotzdem bleibt es dabei: Für Weicheier ist das nichts, denn nicht nur, dass das Training ein enorm hartes und kräftezehrendes ist, manchmal bleibt es eben nicht aus, dass ein Schlag die Nase trifft oder man mit einem Veilchen die Sporthalle verlässt …

Hinschauen kostet nicht die Welt

Kurz vor Schluss ziehe ich also Bilanz: Ich bin um einige Vorurteile ärmer und einige Erkenntnisse reicher. Und vor allem bin ich jetzt eins: Doch ein bisschen neugierig. Und deshalb werde ich wohl dabei sein, wenn am Wochenende 21. und 22. Mai im Pulheimer Sportzentrum die MABV – die Meisterschaften der Elite – stattfinden.

Fotos: Unser Dank geht an Andrea Bowinkelmann und die Bilddatenbank des LSB NRW. Hier sind wir mehr als fündig geworden, um unserem Bericht den letzten Schliff zu geben. Das "Tor zum antiken Stadion" stammt von Bildpixel - gefunden bei www.pixelio.de



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