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Kein Sport für Einzelkämpfer


Zwar verfügen Segelflugzeuge in der Regel nur Platz für ein bis zwei Personen, aber ein Sport für Einzelkämpfer ist es dennoch nicht, denn ohne Team und Teamgeist geht keiner in Luft.  

Kein Sport für Einzelkämpfer

Zwar verfügen Segelflugzeuge in der Regel nur Platz für ein bis zwei Personen, aber ein Sport für Einzelkämpfer ist es dennoch nicht, denn ohne Team und Teamgeist geht keiner in Luft.

Die Totgesagten leben länger

Um uns hier von eventuellen Haarspaltereien fernzuhalten, drücken wir es mal so aus: Aller Voraussicht nach war Otto Lilienthal der erste erfolgreiche „Menschenflieger“. Fasziniert vom Flug der Vögel entwickelte er eigene Flugapparate, mit denen er diverse Flugversuche unternahm. Eine seiner Flugzeugentwicklungen, der sogenannte „Normalsegelapparat“ brachte es sogar bis zur Serienreife. Allein neun Käufer sind heute noch namentlich bekannt, darunter auch der US-amerikanische Verleger und Medientycoon William Randolph Hurst. Möglicherweise auch bedingt durch Lilienthals tödlichen Flugunfall, auf alle Fälle aber durch die Entwicklung des Ottomotors, der die Entwicklung von motorisierten Flugmaschinen ermöglichte, geriet der Segelflug nahezu in Vergessenheit, er wurde im wahrsten Sinne des Wortes von neuen Antriebsarten und Techniken überflügelt.

Erst als der Versailler Vertrag den Motorflug in Deutschland verbot, wurde der Segelflug auf Suche nach alternativen Möglichkeiten sich trotzdem in die Lüfte zu erheben Segelflugs quasi wiederentdeckt. Es waren die sogenannten „Rhönindianer“ Alexander Lippisch und Gottlob Espenlaub, die zunächst in einem Kleiderschrank (!) ganzjährig auf der Wasserkuppe hausten um sich dort ganz dem Segelflug hinzugeben.

Aber all das nur für die, die es, so wie wir, etwas genauer wissen wollen. Ab sofort geht es nur noch um die Gegenwart und, na klar, ums FLIEGEN.

Über den Dächern von Bergheim

Zwischen Niederaußem und Paffendorf liegt die Wiedenfelder Höhe. Entstanden aus dem Abraum des Tagebaus Garsdorf liegt sie mit 126 Meter NN tatsächlich über den Dächern von Bergheim. Hier hat der Luftsportclub Erftland e.V. seinen Horst beziehungsweise seinen Segelflugplatz. Entstanden ist der Verein 1990 aus dem Zusammenschluss der Vereine Jugend 07 Bergheim (Segelflugabteilung), Segelfluggemeinschaft Erftstadt e.V. und der Luftsportgruppe Frechen e.V., die zunächst ein Gelände der Quarzwerke AG nutzen konnte. Als dieser Segelflugplatz durch Eigennutzung wegfiel, schlossen sich die Vereine zum LSC zusammen und bauten in nur zwei Jahren gemeinsam das Segelfluggelände auf der Wiedenfelder Höhe auf.

Mofa fahren ab 15, Segelfliegen ab 14

Wollen sich deutsche Kids motorisiert durch die Lande bewegen, müssen sie ein Mindestalter von 15 Jahren haben, bevor sie die Prüfbescheinigung für ein Leichtkraftrad mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h ablegen können. Schon ein Jahr früher, nämlich bereits mit 14 Jahren und das mit Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h darf man sich aber bereits in die Lüfte erheben. Und das ist preiswerter als man denkt: Mit rund 60 bis 80 Euro monatlichen Kosten muss man zwar rechnen, aber im Prinzip ist das überschaubar, denn anders als bei vielen anderen Sportarten benötigt man hier zunächst kein „großes“ Equipment und schon gar kein eigenes Flugzeug, denn der Luftsportverein verfügt über eine eigene Flugflotte von insgesamt sechs verschiedenen Segelfliegern, die rein theoretisch je nach Typ Strecken zwischen 26 bis 45 Kilometern (bei 1000 Metern Flughöhe) zurücklegen können.

Erst die Praxis, dann die Theorie

In der Regel verhält es sich ja so, dass wir, bevor es an die praktische Ausübung geht, zunächst einmal etliche Stunden Theorie über uns ergehen lassen müssen. So ist es beim Autofahren, beim Jagen und bei vielen anderen Tätigkeiten im Leben. Nicht aber beim Segelflug. Hat man sich für einen vierwöchigen Schnupperkurs entschieden, dann heißt es: Zusammen mit dem Fluglehrer rein in eines der Schulflugzeuge und los geht’s. „Da der Fluglehrer jederzeit in das Geschehen eingreifen kann“, erklärt Nicole Lauer vom LSC, „kann eigentlich nichts passieren.“ Wie oft ein Schüler begleitet fliegt, bis er seinen ersten Alleinflug über dem Segelfluggelände absolvieren darf, hängt ganz von ihm und seinen Fähigkeiten ab. „Es gibt Schüler, die schon nach wenigen Flugstunden soweit sind, dass sie ihren ersten unbegleiteten Flug machen können und andere brauchen etwas länger“, erläutert man uns. In der Regel wird jeder neue Flugschüler von zwei Fluglehrern betreut, die sich gegenseitig abstimmen und über die Fähigkeiten ihres Schützlings auf dem Laufenden halten. Dazu kommt, dass keiner quasi „unbeaufsichtigt“ fliegt. Ist man einmal der Faszination des Segelflugs durch eigenes Erleben erlegen, dürfte auch die Theorie, die es benötigt, um die entsprechende Fluglizenz zu erwerben, nicht schwerfallen. In den Wintermonaten, wenn aufgrund der Wetterlage kein Flugbetrieb herrscht, lernen die Flugschüler alles Wichtige und Wesentliche aus den Bereichen Navigation, Wetterkunde, Luftrecht, Technik und Verhalten in besonderen Fällen (die hoffentlich nie eintreffen).

Einer für alle und alle für einen

Rund 80 Segelflugbegeisterte haben sich im Luftsportclub Erftland e.V. zusammengefunden. „Wir sind eine buntgemischte Gruppe von Menschen aus allen Bildungs-, Berufs- und Altersklassen“, erklärt Lauer, „uns verbindet einfach unsere Leidenschaft fürs Fliegen.“ Und ohne Gemeinschaft funktioniert beim Segelfliegen überhaupt nichts. Mindestens drei Mitspieler braucht es, damit sich der Flieger in die Lüfte erheben kann. Während sich Flugleiter und Windenfahrer per Sprechfunk koordinieren, damit das Fluggerät über einen Seilzug die notwendige Geschwindigkeit für den „take off“ erreicht, läuft ein weiterer an der Tragfläche mit, um das Flugzeug im Gleichgewicht zu halten.

„Segelfliegen ist ein wunderbarer Sport“, pflichtet ihr auch Renate Fremerey bei, aber es kostet auch eine Menge Zeit und macht viel Arbeit. So vergeht ein Tag auf dem Segelflugplatz im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge. Morgens um 10.00 Uhr geht es an den Wochenenden in den Sommermonaten los. Dann werden die Flugzeuge aus der Halle gerollt und soweit nötig noch zusammengebaut. Die Seile müssen ausgelegt und alles an seinen jeweiligen Platz gebracht werden. Und abends, wenn die letzten wohlbehalten gelandet sind, heißt es erst einmal putzen, denn dann müssen nicht nur die Tragflächen von unzähligen winzigen Fliegen und anderen Insekten gereinigt werden. Dabei reicht ein einfaches mit dem Schwamm einmal drüberzuwischen nicht aus; nur wenn man auch ordentlich trockenreibt und poliert bleiben die für den Segelflug so wichtigen Gleiteigenschaften erhalten, nur dann kann die Luft ungehindert an ihnen entlang strömen und für den nötigen Auftrieb sorgen. „Hier helfen gerade unsere jungen Clubmitglieder gut mit“, erzählen die beiden. „Sie lernen ganz nebenbei, dass zum Spaß nicht nur auch Arbeit gehört, sondern dass man diese auch ordentlich und präzise ausführen muss.“

„Mach ich nicht“ gibt’s nicht

Noch während wir uns unterhalten, dreht sich Nicole Lauer um und ruft dem Fahrer eines Kleinwagens, der ein Flugzeug über das Gelände zieht, schnell eine Warnung zu: „Pass‘ da auf, zwischen den beiden kommst Du nicht durch!“ Dann dreht sie sich zu uns zurück und lächelt: „Ein bisschen anders als im Straßenverkehr ist es schon. Hier reichen rechts und links, vorne und hinten nicht aus. Auf dem Gelände muss man immer auch den Blick nach oben richten, schließlich kann ja jederzeit ein Vereinskamerad landen und in der Luft muss man nicht nur über, sondern auch unter sich schauen.“ Für sie scheint es ganz selbstverständlich zu sein, während sie sich mit uns unterhält, das Geschehen auf dem Platz im Auge zu behalten. „Es kommen auch oft Familien mit mehreren Kindern zu uns“, erzählt sie, „für die Eltern ist es nicht immer möglich alle Sprößlinge gleichzeitig im Auge zu behalten. Für uns ist es selbstverständlich auf alle, die sich hier aufhalten, mit zu achten, damit niemanden etwas passiert.“

Um die monatlichen Kosten möglichst gering zu halten, erbringen die Vereinsmitglieder auch alle weiteren Arbeiten in Eigenleistung. Während die einen für die Wartung der Fallschirme verantwortlich sind übernehmen andere den Kantinendienst, sorgen wieder andere dafür, dass auch die Hallen und die sanitären Anlagen sauber bleiben. Mit Blick auf das Anfang September stattfindende Flugplatzfest wird jetzt schon überlegt und geplant wer welche Aufgabe übernehmen wird, denn dann wird es auf der Wiedenfelder Höhe wieder hoch hergehen. „Gerade nach unserem jährlichen Flugplatzfest melden sich eine Reihe von Leuten,  von denen die meistens mit einem vierwöchigen Schnupperkurs beginnen und dann dabei bleiben“, berichten die beiden Frauen. Oft genug sind auch Kinder darunter, die mit ihren Eltern Jahr für Jahr zum Fest kommen und sehnsüchtig darauf warten, endlich die magische Altersgrenze zu erreichen, um auch fliegen zu dürfen.

Seit rund 3 ½ Jahren ist auch Dennis dabei. Begonnen hat er als Modellflieger, „aber irgendwann reichte mir das nicht mehr“, erzählt er. Gleich von der ersten Flugstunde an hat ihn das neue Hobby in seinen Bann gezogen und kaum ein Wochenende vergeht, wo er nicht auf dem Gelände zu finden ist. Gemeinsam mit den anderen Jugendlichen im Verein plant der Jugendwart auch eigene Aktionen der Jugendlichen wie zum Beispiel das Jugendvergleichsfliegen in Leverkusen 2011, an dem zwei Jungflieger aus dem Verein teilgenommen haben.

Lust auf Segellfug?
Sie erreichen den Luftsportclub LSC Erftland e.V.
an den Wochenenden unter der Telefonnummer 0 22 71 / 4 48 58,
per Mail: info@lsc-erftland.de oder im Netz www.lsc-erftland.de

Übrigens: am 31.8. und 1. September 2013 ab 10 Uhr
steigt wieder das große Flugplatzfest

Die Welt aus der Vogelperspektive

Wer schon einmal in seinem Leben den Kölner Dom bestiegen hat oder den Panoramablick von der Höhe eines Berggipfels genossen hat, der mag ansatzweise ermessen, welche Ausblicke und Glücksgefühle sich dem Segelflieger bieten mögen. „An guten Tagen, wenn die Thermik stimmt“, berichtet Nicole Lauer, die quasi schon im Mutterleib zur Segelfliegerei kam, da auch beide Eltern diesem Hobby mit Leidenschaft nachgehen, „kann man bis zu vier oder fünf Stunden in der Luft bleiben. Dann geht es von hier Richtung Dormagen, wo wir über den Rhein springen, um dann über das Bergische Land hinweg zu gleiten. Dann ist es nicht mehr weit bis ins Sauerland, wo wir über dem Rothaargebirge meistens super Aufwinde haben, die uns weitertragen. Wenn die Thermik gut mitspielt, machen wir noch einen Schlenker über Montabaur und überqueren auf der Höhe Koblenz wieder den Rhein, um vor dem Landeanflug noch einen kleinen Abstecher nach Aachen zu machen.“ Sie strahlt wie sie das erzählt. „Schön ist es auch, wenn man Glück hat, dass man Köln überfliegen darf, was aber leider nur an bestimmten Tagen im Jahr erlaubt ist. Neulich hatten Renate und ich einen wunderbaren Flug: Es ging am Kölner Dom vorbei und über Melaten. Von oben sieht die Welt ja anders aus. Alles sieht aus wie eine Spielzeuglandschaft.“ Bei dem Gedanken an diesen leuchten die Augen der beiden Frauen und sie sehen sehnsuchtsvoll zu ihrem Flieger hinüber. Heute wird es noch eine Weile dauern bis die Thermik optimale Flugbedingungen hergeben wird. Gerne hätten wir eine Runde mit ihnen gedreht – frei wie ein Vogel – aber uns drängt es (leider) nach Hause, denn immerhin wollen wir Ihnen ja vom Segelflug berichten. Aber, so die Einladung der LSC Vertreterinnen und unser Versprechen – wir dürfen und werden wiederkommen und dann bestimmt auch eine Runde mitfliegen. Wenn nicht schon am nächsten Wochenende, dann spätestens zum Flugplatzfest Anfang September. Und bis dahin heißt es nicht nur für uns: Gäste herzlich willkommen.

Für die vielen Informationen vielen Dank an den LSC und für die Bilder mal wieder: Gut gemacht DWW - DANKE!

 



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