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Mit Stock und Schnur


Einen Stock, möglichst biegsam und ein Stück Schnur an beiden Enden festgebunden und schon fühlt sich fast jedes Kind wie Winnetou oder Robin Hood, zielt auf imaginäre Feinde oder das fliehende Wild ...  

Mit Stock und Schnur

Einen Stock, möglichst biegsam und ein Stück Schnur an beiden Enden festgebunden und schon fühlt sich fast jedes Kind wie Winnetou oder Robin Hood, zielt auf imaginäre Feinde oder das fliehende Wild ...

Ob es so mal angefangen hat? Fakt ist jedenfalls, dass schon unsere Vorfahren sehr früh entdeckt haben, dass diese Technik weitaus effektiver war als zum Beispiel die Speerschleuder. Was sie wahrscheinlich nicht verstanden haben, woran es liegt: Im Bogen kann nämlich die Energie direkt gespeichert werden. Um dann zielgerichtet und mit hoher Energieeffizienz durch das Öffnen der Finger einfach abgegeben werden. Damit ließ nämlich nicht nur weitaus besser Beute erlegen, sondern man hatte auch ein gute Möglichkeit gefunden, Feinde nicht nur auf Distanz zu halten, sondern das „Problem“ gleich endgültig zu lösen, ohne das Risiko der zu großen Nähe einzugehen.

Eine Technik, unzählige Varianten

Dass es sich beim Bogenschießen um eine zwar relativ einfache und doch ausgesprochen brillante Technik handelt, kann man unter anderem daran erkennen, dass Menschen fast aller Kulturkreise sie für sich entdeckt haben. Abhängig vom jeweiligen Verwendungszweck wurde das Grundprinzip einfach etwas abgewandelt. Schon in der Antike verwendeten berittene Soldaten relativ kurze Bögen, die ihnen mehr Bewegungsfreiheit gaben. Ein echter Vorteil war hier die Entwicklung der Steigbügel, die nicht nur festen Halt gaben, sondern des dem Schützen auch ermöglichten in vollem Galopp zu zielen. Man denke nur an den berühmten „Partherschuss“.

Später entwickelte sich in Europa der Langbogen, den die meisten von uns mit Robin Hood in Verbindung bringen. Ihn wollen wir uns bisschen genauer anschauen, handelt es sich um eine nahezu verheerende Waffe.

Keine Schusswaffe ?

Richtig, dem deutschen Waffengesetz nach fallen alle Bögen, also auch der Langbogen, nicht unter die Schusswaffen. Aber ein Kinderspielzeug ist er sicher nicht.
Damit aus einem Bogen nun ein Langbogen wird, müssen mindestens zwei Kriterien erfüllt sein: Die Bogensehne berührt den Bogen nur an den Sehnenaufhängungen und die Länge des Bogens muss in etwa der Größe des Schützen entsprechen. Ein bisschen unhandlich ist eine Waffe, die mal eben so rund 1,80 m lang sein kann, zwar, aber wie gesagt, ihre Durchschlagkraft kann verheerend sein. Bei einer Reichweite von rund 200 Metern konnten sie selbst Ketten- oder Plattenrüstungen durchschlagen. Immerhin erreichten selbst die mittelalterlichen Modelle Geschwindigkeiten von bis zu 164 km/h – stellen Sie sich das mal im Auto auf der Autobahn vor und halten Sie sich vor Augen, dass ein geübter Bogenschütze bis zu 10 Pfeile in der Minute abschießen konnte - dann haben Sie in etwa eine Vorstellung von dem, was sich auf europäischen Schlachtfeldern abgespielt haben muss.

Aus der Versenkung geholt

Mit der Entwicklung der ersten Feuerwaffen kam der Bogen als Schusswaffe dann langsam aber sicher aus der Mode und fand erst im ausgehenden 19. wieder den Weg in eine breitere Öffentlichkeit zurück. Diesmal aber zum Glück weniger zu kriegerischen, denn zu sportlichen Zwecken. Schon bei den zweiten Olympischen Spielen neuer Zeit in Paris wurde Bogenschießen in den Kanon der Olympischen Sportarten aufgenommen. Warum diese Disziplin dann nach 1920 wieder aus dem Programm gestrichen wurden und erst 1972 erneut aufgenommen wurde – wir wissen es nicht, aber wenn Sie es wissen sollten – dann sagen Sie es uns doch.

Einen richtigen Boom erlebte das Bogenschießen im Anschluss an die Veröffentlichung des Buches von Dr. Saxton Pope, der ein letztes Mitglied eines nahezu ausgestorbenen Indianerstammes mit Namen Ishi ausfindig machte, von dem er die Jagd mit Pfeil und Bogen erlernte und darüber ein Buch schrieb.

Alte Technik, neuer Dreh

Heutzutage werden bei sportlichen Wettkämpfen hauptsächlich sogenannte Recurvebogen verwendet. Anders als der gute alte Langbogen sind diese an den Wurfarmenden zurückgebogen und speichern in ihren Wurfarmen mehr Energie. Daraus resultiert dann der höhere Wirkungsgrad gegenüber Flach- und Langbogen.

Dass dies, genau wie die Verarbeitung verschiedener Materialien, nämlich in der Frühzeit Holz und Horn als Verstärkung, keine moderne Erfindung ist, belegen diverse archälogische Funde wie Felsbilder aus dem 7. Jahrtausend v. Chr. an der spanischen Mittelmeerküste

Moderne Lang- und Jagdrecurvebogen werden aus verschiedenen Holzschichten laminiert und sind meist mit Kunststoffen (z. B. Glasfiber oder Kohlefaser) verstärkt, während Recurve-Sportbogen aus Aluminium und Kohlefaser gefertigt werden und oft mit weiteren Hilfsmitteln zur Visierung, Entfernungsschätzung oder Stabilisierung augestattet.

Früher ein Beruf, heute ein Hobby

Die Zeiten als Bogenschützen zu den Elitetruppen militärischer Kampfverbände zählten, sind wie gesagt längst vorbei. Seit jedoch das Bogenschießen aus seinem Dornröschenschlaf erwacht ist, erfreuen sich die verschiedenen sportlichen Ausprägungen immer größerer Beliebtheit.

Beim modernen Bogenschießen gibt es verschiedene Disziplinen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass der Schütze bemüht ist, durch Ruhe und Konzentration einen immer gleichbleibenden Schussablauf zu erlangen. Die Schützen schießen hier auf Zielauflagen mit Ringwertung, wobei eine bestimmte Anzahl von Schüssen während einer vorgegebenen Zeit abgeben werden muss. In Deutschland ist aus Gründen der Waidgerechtigkeit das Bejagen von jeglichem Wild mit Pfeil und Bogen verboten. Wer aber dennoch mal ein richtiges „Robin-Hood-Gefühl“ erleben möchte, der wird sich sicher für 3D-Schießen begeistern. Hier wird zwar nicht auf lebende Tiere geschossen, dafür aber auf aus Schaumgummi nachgebildete Modelle und es gilt möglichst das „Kill“ zu treffen, nämlich die Stelle wo Herz und Lunge sitzen. Rund 28 verschiedene Ziele, die mit jeweils bis zu drei Pfeilen beschossen werden können, gehören in der Regel zu einem Parcours.

Der Weg des Bogens

Auch im fernen Osten, nämlich in Japan, erfreut sich Bogenschießen großer Beliebtheit, unterscheidet sich aber dennoch wesentlich von den westlichen Formen des Bogenschießens, liegt doch das Hauptaugenmerk nicht unbedingt darauf als Bester in einem Wettkampf abzuschneiden, sondern auf der „richtigen“ Einstellung. So kennt der japanische Dachverband folgende Werte als höchstes Gut des Kyūdō, dem „Weg des Bogens“: 

ShinWahrheit: meint ein mit der richtigen Gesinnung und technisch korrektes Schießen.

ZenGüte: Hier geht es um soziale und moralische Kompetenz, nämlich um Werte wie Höflichkeit, Mitgefühl, Sittlichkeit und Friedfertigkeit. Zen kommt aber nicht nur beim Bogenschießen zum Tragen, sondern sollte in allen Lebenslagen angewendet werden. Wer sich in der Anspannung vor dem Schuss konzentrieren kann, kann dies auch auf alle anderen Lebenslagen übertragen, egal wie groß der Stress auch sein mag.

BiSchönheit: Sie ist in der besonderen Erscheinungsform und der künstlerischen Gestaltung des japanischen Bogens sowie der traditionellen Bekleidung des Schützen zu finden. Bi ist erkennbar in der veredelten Etikette, von der die Kyūdō-Zeremonie umgeben ist.

In der Ruhe liegt die Kraft

Ganz gleich, ob man sich der westlichen oder der fernöstlichen Technik öffnen will: Allen gemeinsam sind die Gegensätze zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Konzentration und Loslassen, die sich nur durch Ruhe und Gelassenheit auflösen lassen. Grund genug, dass Bogenschießen seit der Mitte der 90er Jahre selbst in den verschiedenen therapeutischen Ansätzen Aufnahme gefunden hat.

Auch wenn kein Tell aus Ihnen werden sollte

Na ja, um seinem kleinen Sohn (oder der Tochter) einen Apfel vom Kopf zu schießen, muss man wahrscheinlich nicht nur ein brillanter, sondern auch ein ziemlich kaltblütiger Schütze sein. Also lassen wir das, egal was kommt, mal schön sein. Dennoch finden wir, dass es sich beim Bogenschießen um einen wirklich spannenden Sport handelt. Und was noch besser ist: Man kann ihn draußen betreiben, muss es aber nicht, denn er kann im Winter genauso gut in der Halle ausgeübt werden. Ein echter Allroundsport eben.

Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben: Viele der Bogenschützenvereine im Rhein-Erft-Kreis bieten durchaus Schnupperkurse an. Schauen Sie doch einfach mal vorbei.

Und wir bedanken uns jetzt noch für die tollen Bilder: Rainer Sturm verdanken wir die Pfeile, die Bogenschützin sowie den Schützen und die Zieltafeln, Joujou hat Wilhelm Tell für uns aufgenommen, bhp das bogenschießende Kind, die Zielscheibe aus Stroh ist von Martin Friedl, die andere von Dieter Schütz.



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