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Der sanfte Weg


Kaum noch einer wird bei der Erwähnung des Begriffs Yoga an sich auf Nagelbrettern verrenkende Fakire denken, denn schon längst hat diese Form der südostasiatischen Körperbeherrschung ihr Nischendasein für eine esoterikbegeisterte Randgruppe verlassen.  

Der sanfte Weg

Kaum noch einer wird bei der Erwähnung des Begriffs Yoga an sich auf Nagelbrettern verrenkende Fakire denken, denn schon längst hat diese Form der südostasiatischen Körperbeherrschung ihr Nischendasein für eine esoterikbegeisterte Randgruppe verlassen. Yoga ist in und mittlerweile praktizieren rund 5 Millionen Menschen allein in Deutschland regelmäßig Yoga und das nicht ohne Grund.

Und wer hat’s erfunden?

Die Wurzeln des Yoga liegen in Indien und sind hier im Rahmen der beiden großen Religionen, des Hinduismus und des Buddhismus, entwickelt worden. Allgemein geht man davon aus, dass Yoga, wenn auch noch nicht in den jetzt bekannten Formen, seit rund 3.500 praktiziert wird. Der aus dem Sanskrit stammende Begriff Yoga den man frei mit ‚anjochen, zusammenbinden, anspannen, anschirren übersetzen kann, meint in letzter Konsequenz die Beherrschung des Körpers und des Geistes, um so über Konzentration und Meditation Gotteserkenntnis zu gewinnen und mit Gott eins zu werden. Inwieweit der Einzelne über die rein körperlich verstandenen Yoga-Übungen hinaus sich auch der Meditation und der Gotteserkenntnis widmen möchte, wollen wir an dieser Stelle aber außen vor lassen, sondern uns mehr auf die sozusagen „sportlichen“ Aspekte konzentrieren.

Yoga – Ein Wort und viele Wege

Da Yoga in seiner ursprünglichen Form Teil eines spirituellen Denkmodells war, nennen die klassischen indischen Schriften zunächst vier Yogawege, die alle weniger durch körperliche Ertüchtigung, denn philosophisch geprägt sind:

Unter Raja Yoga, dessen Entwicklung dem indischen Gelehrten Patanjali zugeschrieben wird, versteht man die meditativ orientierten Stufen des Achtgliedrigen Yoga. Jnana Yoga hingegen legt den Schwerpunkt auf Erkenntnis und zielt somit auf eine intellektuelle Richtung ab. Anders dagegen das sogenannte Karma-Yoga, das Lebensregeln wie Gewaltlosigkeit und den bewussten Umgang mit allen Mitgeschöpfen in den Mittelpunkt stellt, während die vierte Richtung, das Bhakti Yoga sich auf die Verehrung und Hingabe an Gott fokussiert. Aber wie gesagt, das soll nicht wirklich unser Thema sein.

Drei Grundformen und unendlich viele Variationen

Seit Ende des 2. Weltkrieges im vergangenen Jahrhundert erlebt die Yoga-Bewegung in Deutschland nahezu einen richtigen Boom und neben den drei Grundformen des Hatha Yoga, das vor allem durch körperliche Übungen ein Gleichgewicht zwischen Körper und Geist anstrebt, dem Bikram Yoga, einer Unterform des Hatha Yoga, bei der eine markengeschützte Serie von 26 Übungen in einem circa 35 bis 40° Grad Celsius warmen Raum ausgeführt werden und dem Kundalini Yoga, bei dem die Übungen, anders als beim Hatha Yoga in dynamischen Bewegungsabläufen ausgeführt werden. Daneben haben sich noch viele weitere Varianten etabliert wie etwa Core-Yoga, Fatburn-Yoga, Health- und Power-Yoga bis hin zu Hormon- und Aerial-Yoga, ein nahezu unüberschaubares Angebot also.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Aber woran liegt es nun, dass sich Yoga immer größerer Beliebtheit erfreut? Es werden, so vermutet Birgid Niedieck, die in Fliesteden und Köln seit 1991 eine Yogaschule betreibt, wohl verschiedene Aspekte sein. Als wichtig betrachtet sie in diesem Zusammenhang das Wechselspiel von An- und Entspannung, denn auf jede Übung folgt in der Regel ein Innehalten, ein Überprüfen, was eine Übung bewirkt hat. Auch die Atmung spielt eine zentrale Rolle. Hier ist Konzentration gefordert, sich ganz auf sich, seinen Atem, seine Körperhaltung einzulassen. „Sehen Sie“, sagt Niedieck, „zu mir kommen sehr viele Schüler, die in ihrem beruflichen und privaten Umfeld starken Belastungen ausgesetzt sind, für sie bedeutet Yoga nicht nur die Erreichung von mehr körperlicher Fitness, sondern vor allem geht es auch um Entspannung, um Loslassen und das Zurückkehren zu sich selbst.“ Auch, wenn männliche Schüler nach wie vor erkennbar die Minderheit sind, Lehrer, Rechtsanwälte und sogar schon ein Unternehmensberater haben bereits den Weg in ihre Yoga-Schule gefunden.

Yoga für jedes Alter

Ähnliche Erfahrungen hat auch Martina Salm-Hegenberg, die in Wesseling die Yoga-Schule Samana betreibt und neben dem regulären Kursangeboten für Erwachsene unter anderem auch Yoga-Kurse für Kinder anbietet. „Gerade Kinder sprechen auf Yoga gut an“, erzählt sie. „Anders als bei den Erwachsenen erzähle ich in den Kinderkursen zunächst eine Yoga-Geschichte, die meist mit Tieren zusammenhängt. Das führt dann schon dazu, dass die Kinder ruhiger werden, lernen, genau zuzuhören und dann ihre Fantasie spielen lassen, um die Tiere, von denen ich erzählt habe, mit Hilfe ihres Körpers und ihrer Bewegungen lebendig werden zu lassen.“ Anders als bei den klassischen Asanas, bei denen es auf die korrekte Ausführung einer Übung ankommt, wird die Körperhaltung bei Kindern jedoch noch nicht korrigiert.

Yoga und die Folgen

Vor nicht allzu langer Zeit erschütterte eine kontroverse Diskussion die Anhänger und Gegner der Yoga-Philosophie in den USA als der Wissenschaftler William Broad in seinem Buch „The Science of Yoga“ auf die Risiken und Gefahren, die seiner Meinung nach bestehen hinwies. Er ist der Auffassung, dass Yoga zu vielen leichten und einigen schweren Verletzungen führen könne und untermauert dies auch mit Zahlen: 3400 Menschen mussten sich in den USA nach dem Yoga in einer Notfallambulanz in einem Krankenhaus behandeln lassen. Doch Birgid Niediek winkt ab. Ihrer Meinung nach, geht es weniger um die optimale „Endhaltung“, die sei, so Niediek nur von jungen und sehr geübten Menschen erreichbar. Ihrer Meinung nach ist es viel wichtiger der Essenz einer Übung nachzuspüren. „Jede Übung sollte an das Lebensalter und die Beweglichkeit des Schülers angepasst sein. Yoga soll der Entspannung dienen, es ist kein Leistungssport. Wer sich Yoga mit dem Leistungsgedanken nähert, hat das Prinzip des sanften Weges noch nicht verstanden.“ Auch Salm-Hegenberg befürwortet das Prinzip der Sanftheit und der Langsamkeit. „Wenn sich neue Schüler anmelden, so führe ich erst einmal ein ausführliches Gespräch mit ihnen und frage nach bestehenden Beschwerden und Erkrankungen. Ein akuter Bandscheibenvorfall gehört in eine Arztpraxis und nicht in einen Yoga-Kurs“, so die ausgebildete Yoga-Lehrerin. Und auch ansonsten gilt bei ihr das Prinzip: Schau wie weit Du gehen kannst, aber sei achtsam zu dir selbst und überfordere dich nicht.“

Buch oder nicht Buch, das ist die Frage

Was für die meisten Lebensbereiche zutrifft, nämlich: Keine Frage, für die es nicht ein Buch gäbe“, trifft natürlich auch für’s Yoga zu. Und noch größer als die Zahl der Yoga-Varianten dürfte die Zahl der verschiedenen Ratgeber sein. Sicher ist es nicht verkehrt, einen oder auch mehrere Blicke in die verschiedenen Ratgeber zu werfen, allein schon, um sich mit der Grundidee des Yoga vertraut zu machen. (Eine kleine Auswahl haben wir Ihnen in unserer Rubrik „Seitenweise Bücher“ zusammengestellt.) Dennoch raten in der Regel selbst die Autoren solcher Ratgeber davon ab, sich allein auf ein solches Buch zu stützen, denn in der Regel klafft nicht nur die Fremd- und die Eigenwahrnehmung auseinander, das heißt es ist dem Anfänger oft nicht möglich zu beurteilen, ob er eine Übung tatsächlich korrekt ausgeführt hat, sondern auch persönliche Umstände wie aktuelle Beschwerden und ähnliches wollen berücksichtigt werden. Dazu kommt, dass es für einen Anfänger ungeheuer schwer ist alle Anforderungen von Atmung, An- und Entspannung richtig zu koordinieren.

Die „richtige“ Schule finden

Da die Berufsbezeichnung „Yoga-Lehrer“ keinen rechtlichen Beschränkungen unterliegt, kann genau genommen jeder, der sich dazu berufen fühlt, Yoga-Kurse anbieten und durchführen. Ein guter Hinweis darauf, ob es sich tatsächlich um einen qualifizierten Lehrer / qualifizierte Lehrerin handelt ist die Mitgliedschaft in einem der beiden großen Berufsverbände, nämlich dem BDY (Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V.) oder dem BYV, dem Berufsverband der Yoga Vidya Lehrer/Innen. Zudem bieten viele Schulen auch die Möglichkeit an einer Schnupperstunde teilzunehmen, um vor Vertragsabschluss zu prüfen, ob einem Yoga überhaupt gefällt oder nicht.

Ansonsten braucht man (fast) nichts

Die meisten Sportarten (wobei sich die Geister streiten, ob Yoga denn nun zu den Sportarten zu zählen sei oder nicht), erfordern ein Mindestmaß an Ausrüstung. Der Läufer braucht die richtigen Schuhe, der Fußballer den Ball, der Golfer einen Schläger und so fort … „Für Yoga“, sagt Birgid Niediek und strahlt dabei über das ganze Gesicht, „brauche ich eigentlich fast nichts außer bequemer Kleidung.“ Spezielle Yoga-Bekleidung wird zwar angeboten und ist in der Regel auch richtig chic, muss aber nicht sein. „Sehen Sie“, sagt sie, „und wenn ich ins Gefängnis käme, mein Yoga ist immer bei mir, ich kann es jederzeit, zu jeder Stunde und an jedem Ort ausüben. Das ist wunderbar und macht das Leben so leicht“ und eben entspannt wie wir hinzufügen wollen.

Sponsor Krankenkasse

Auch die Krankenkassen haben erkannt: Yoga ist gesund und macht gesund (auch, wenn wie bereits erwähnt bei akuten Beschwerden der erste Gang zum Arzt und nicht in die Yoga-Schule führen sollte). Deshalb bezuschussen viele Krankenkassen einen Yoga-Kurs. Das kann in der Regel schon mal einen Jahreszuschuss von bis zu 100,- Euro betragen.

Für die Bilder danken wir den Fotografen von Pixelio, nämlich: Benjamin Thorn für das Mädel in pink, www.yoga-om.de für die Bilder am Strand und Jürgen Reitböck für die Dame im Lotussitz



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